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# taz.de -- das wird: Späße mit Zwillingen
> Das Tiyatro BeReZe und die Bremer Shakespeare Company spielen zusammen
> die „Komödie der Irrungen“
Die Wahrheit ist: Türkçe bilmiyorum. Ve anlamıyorum da. Tek kelime bile.
Aber auch, wenn ich, wie gerade (hoffentlich) geschrieben, kein Türkisch
spreche und verstehe, nicht ein Wort, weiß ich doch, dass die
Schauspiel-Gruppe – und zwar handelt es sich ganz ausdrücklich um
Sprechtheater, und nicht etwa um irgendeinen nonverbalen Pantomummenschanz
– des Tiyatro BeReZe zusammen mit den Akteur*innen der Bremer
Shakespeare-Company einen faszinierenden Abend bereiten werden, auf der
Bühne des Bremer Theaters am Leibnizplatz. Dort feiert nämlich am Freitag
eine bilinguale Version der „Komödie der Irrungen“ Premiere.
Es wird ein Abend werden, den man nicht vergisst, gerade weil man ihn
intuitiv, jenseits der Sprache versteht; weil sich das Schauspiel weniger
kognitiv als sinnlich, durch physische Präsenz, durch Stimm- und Tonlagen
und durch die komödiantische Spielfreude mitteilt. Und es ist
wahrscheinlich, dass diese Aufführung neu die Augen öffnet für den gar
nicht so abgenudelten Klassiker. Der veranstaltet vor allem ein großes
Durcheinander mit zwei Zwillingspärchen, die, jeweils Herr und Knecht,
jeweils seit der Geburt getrennt, jeweils per Zufall zusammentreffen.
## Mehr als Sprachkunst
Vor dreieinhalb Jahren war das Tiyatro BeReZe aus Istanbul erstmals zu Gast
in Bremen. Im Herbst 2019 hatte es, in der Regie von Doğu Yaşar Akal und
gemeinsam mit Mitgliedern der örtlichen Shakespeare Company einen furiosen
„Coriolanus“ hingelegt, bei dem man ja nun auch nicht unbedingt immer die
Handlung präsent hat, ohne auf Wikipedia nachzugoogeln.
Die Inszenierung damals hatte bewiesen: Vielleicht klappt das nicht mit
jedem Stück, aber ein Shakespeare-Drama berührt eine universelle Ebene. Es
ist viel mehr als ein bloßes Sprachkunstwerk. Und gerade im Überwinden –
nicht Zerstören oder Vergessen – seiner einzelsprachlichen Verfasstheit,
etwa durch die radikale Reduktion des Texts auf Kernsätze, hatte diese
Aufführung die Kunst des Schauspiels als grenzüberschreitende, allgemein
verständliche, autonome Sprache erscheinen lassen – so, wie es Musik
manchmal ist.
Ob sich das mit einem Stück wiederholen lässt, das genau mit Fragen nach
Identität, nach Verständigung über sprachlich markierte Grenzen hinweg
spielt? Bestimmt. Nur wie, die Frage kann erst die Premiere beantworten.
Benno Schirrmeister
14 Apr 2023
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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