# taz.de -- Auf die Einfühlung kommt es an | |
> NOTIZBUCH Eine College-Rede von David Foster Wallace | |
Empathie lautet das Zauberwort, das einem das ganze Werk von David Foster | |
Wallace aufschließen kann. Denn auch wenn es manchmal so aussieht: Bei der | |
hyperrealistischen Beschreibungskunst des 2008 gestorbenen Autors geht es | |
keineswegs nur um artistische Überbietung der Klassiker, Ausdenksport und | |
Vorführung dessen, was alles in der Gegenwartsliteratur möglich ist. Im | |
Kern dieses Schreibens steht die Einfühlung. David Foster Wallace trieb sie | |
bekanntlich so weit, dass er sich auch in die Ängste eines Hummers, bevor | |
er in siedendes Wasser getaucht wird, einfühlte. | |
In seiner Abschlussrede für den 2005er-Jahrgang des US-amerikanischen | |
Kenyon College, die Kiepenheuer und Witsch nun als kleine zweisprachige | |
Broschüre (von der Form her so eine Art „Empört euch!“ für avancierte | |
postmoderne Literaturliebhaber) vorlegt, gibt David Foster Wallace der | |
Empathie geradezu moralische Bedeutung. Nur durch Perspektivenübernahme – | |
von Wallace ausdrücklich erwähnt: durchaus auch mit einem SUV-Fahrer! – | |
könnten wir dem „Alltagstrott“, den „Standardeinstellungen“ unseres De… | |
entgehen: „Die wirkliche Freiheit erfordert Aufmerksamkeit und Offenheit | |
und Disziplin und Mühe und die Empathie, andere Menschen wirklich ernst zu | |
nehmen“. Empathie als Technik des Nonkonformismus: „Das hier ist Wasser“ | |
ist so eine Einführung in den Kern seines Werkes, vor allem aber eine | |
empfehlenswerte Ermutigung, über den eigenen Horizont hinauszudenken. DRK | |
■ David Foster Wallace: „Das hier ist Wasser/This Is Water“. Aus dem | |
Englischen von Ulrich Blumenbach. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2012, 62 | |
(luftige) Seiten, 4,99 Euro | |
19 May 2012 | |
## AUTOREN | |
DRK | |
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