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# taz.de -- petition der woche: Eine Tochter kämpft für ihre Mutter #FreeNahid
Nachdem sie tagelang nichts von ihrer Mutter gehört hat, bittet Mariam
Claren ihren Onkel, in deren Wohnung in Teheran nachzuschauen. Doch die
Wohnung ist leer, sie wurde offenbar durchsucht. Von den Nachbarn erfahren
sie, dass ihre Mutter verhaftet wurde.
Seit dem 16. Oktober 2020 sitzt Nahid Taghavi im Evin-Gefängnis ein. Eine
Anklage gibt es nicht. Ihre Tochter Mariam Claren sorgt sich: „Der Zugang
zu unserem Anwalt wird ihr verweigert. Obwohl sie iranische und deutsche
Staatsbürgerin ist, bekommt sie keinen konsularischen Zugang.“
Eigentlich pendelt Taghavi zwischen Teheran und Köln, wo auch ihre Tochter
lebt. Doch Iran inhaftiert immer wieder Menschen mit doppelter
Staatsangehörigkeit. Im November hat das Auswärtige Amt eine Warnung für
Deutsche mit iranischer Staatsangehörigkeit ausgesprochen.
Mariam Claren versucht ihre Mutter durch öffentliche Aufmerksamkeit zu
schützen. Anfang Januar startete sie die [1][Petition #FreeNahid auf
Change.org]. Etwa 29.000 Menschen haben bisher unterschrieben. Die Petition
richtet sich an den Bundesaußenminister Heiko Maas, den deutschen
Botschafter in Iran, Hans-Udo Muzel, das Auswärtige Amt und die
Bundesregierung. Claren erhofft sich davon auch mehr Aufmerksamkeit. Sie
ist enttäuscht, dass es in deutschen Medien bisher wenig Berichterstattung
gibt: „BBC und der Guardian berichten, aber in Deutschland ist man es nicht
gewohnt, politische Gefangene aus den eigenen Reihen zu haben.“
Claren bekam direkt nach der Inhaftierung einen Kontaktbeamten vom
Auswärtigen Amt zugeteilt, der ihr mitteilte, dass Iran ein schwieriger
Verhandlungspartner sei. Seitdem gibt es zwar regelmäßige Gespräche, aber
viele Informationen hat Claren nicht erhalten. Ihre Mutter sitze seit vier
Monaten mit Augenbinde in Isolationshaft, bekomme eine halbe Stunde frische
Luft am Tag und werde rund um die Uhr mit Kameras beobachtet. Warum, weiß
sie allerdings nicht.
Die iranische Regierung erkennt die Doppelstaatsangehörigkeit nicht an. Für
Claren ist es absurd, dass ihre 66 Jahre alte Mutter ein politisches
Druckmittel sein soll. „Besonders große Sorgen bereitet uns ihr
Gesundheitszustand. Sie leidet seit Jahren an Bluthochdruck und
Herz-Kreislauf-Problemen. Zudem hatte sie gerade eine Kiefer-OP.“ Im
Evin-Gefängis sitzt ihre Mutter in der berüchtigten Abteilung 2A. Diese
steht unter der Aufsicht der Revolutionsgarde und wird nicht vom
Justizministerium kontrolliert. Sie wird auch Universität genannt: hier
sitzen Lehrer, Aktivisten oder Frauenrechtler.
Anklagen werden kreiert, und unter Folter wird gestanden: Spionage für den
Mossad, CIA oder Gefährdung der nationalen Sicherheit. „Ein
Gerichtsverfahren hat keinen Wert im Iran. Es gibt Pseudoprozesse. Ziel
sind möglichst lange Haftstrafen, um Druck auf andere Länder ausüben zu
können.“ Clarens Mutter werde gedrängt, sich einen Anwalt von der Liste des
Justizministeriums auszusuchen. Das seien Vertraute der Garde, ohne
Jurastudium, die viel Geld kosten würden.
Am 1. März findet das Europe-Iran Business Forum statt. Hier treffen Josep
Borrell, der EU-Außenbeauftragte, der iranische Außenminister und der
deutsche Botschafter aufeinander, um über Wirtschaftsthemen zu konferieren.
Mariam Claren macht das wütend. Amonte Schröder-Jürss
27 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.change.org/p/heiko-maas-freiheit-f%C3%BCr-nahid-taghavi-freenah…
## AUTOREN
Amonte Schröder-Jürss
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