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# taz.de -- Kurze Turmbau-Pause
> Ulm stoppt die Siegesserie der Hamburg Towers in der
> Basketball-Bundesliga. Enorm wichtig für den jetzigen Aufschwung war der
> Austausch fast des kompletten Kaders
Bild: Da war der sechste Sieg in Folge für die Towers noch möglich: Patrick H…
Von Christian Görtzen
Dieses Saisondebüt hätten die Spieler des Basketball-Bundesligisten Hamburg
Towers gern noch ein wenig hinausgeschoben. Als gestern gegen 17 Uhr in der
Inselparkhalle die Schlusssirene erklang, jubelten sie erstmals nicht. Nach
zuvor fünf Siegen in den ersten fünf Partien war die Partie gegen Ulm knapp
mit 69:73 verloren gegangen.
Trotzdem stehen die Towers mit nun 10:2 Punkten in der Tabelle weiterhin
weit oben – sie sind Vierter. Nach dem 100:79 am Donnerstag gegen die
Gießen 46ers waren sie sogar zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte
Bundesliga-Spitzenreiter. „Es ist eine besondere Situation, wenn man auf
die vergangenen Jahre zurückschaut“, sagte Geschäftsführer Marvin
Willoughby dazu.
Diese Erfolgsstory wäre vermutlich unerzählt geblieben, wenn nicht im
Frühjahr das Coronavirus in der Basketball-Bundesliga (BBL) alles zum
Stillstand gebracht hätte. Der Aufsteiger stand zu jenem Zeitpunkt auf dem
letzten Tabellenplatz.
Als sich die BBL jedoch dazu entschied, die Saison abzubrechen und den
Abstieg auszusetzen, wurde den Towers eine zweite Chance beschert. Und
diese nutzen sie so prächtig, dass viele Beobachter darüber grübeln, wie
das nur möglich ist.
Für Willoughby ist es ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Am Namen
Pedro Calles führe kein Weg vorbei, sagte er im Telefongespräch mit der
taz. Der 37 Jahre alte Spanier ist seit Sommer Chefcoach der Towers.
Gekommen war der gebürtige Andalusier vom SC Rasta Vechta. Aus dem
ehemaligen Zweitligisten hatte Calles ein Topteam der Bundesliga geformt,
dafür war er auch zum Trainer des Jahres 2019 gekürt worden.
„Pedro Calles ist einfach ein guter Trainer“, betonte Willoughby. „Ich
habe viele verschiedene Trainer erlebt“, sagte der ehemalige deutsche
Nationalspieler. „Manche waren sehr streng, manche eher der Buddy-Typ.
Pedro ist nichts davon. Er ist einfach sehr unique, hat ein unheimliches
Charisma.“
Calles bringe die Spieler dazu, an ihre Grenzen zu gehen. „Er holt die
Jungs aus der Komfortzone heraus. Und er bleibt dabei er selbst. Pedro ist
sehr fordernd, sehr genau. Er lebt vor, was getan werden muss.“
Auf die Frage, ob er Calles auch selbst gern als Trainer gehabt hätte,
lachte Willoughby zunächst. Dann sagte er: „Grundsätzlich ja, denn er
macht Spieler besser.“
Enorm wichtig für den jetzigen Aufschwung war im Frühjahr die Erkenntnis,
dass das Team radikal verändert werden müsse. Denn ein Jahr zuvor hatten
„wir es nicht geschafft, eine Mannschaft aufzustellen, wie in der
Bundesliga konkurrenzfähig ist“, hatte Willoughby schon im vergangenen
Sommer eingeräumt.
Fast der komplette Kader wurde ausgetauscht. Nur drei Profis aus dem
aktuellen Team trugen das Towers-Trikot auch schon in der vergangenen
Saison. Zehn neue Spieler kamen. „Man hat von Anfang an gemerkt, dass es im
Team stimmt. Da war gleich viel Freundschaft“, sagte Willoughby. „Die
Spieler sind unheimlich daran interessiert, in den Wettkampf zu gehen,
intensiv zu arbeiten.“
Das Team hat sich in den ersten Spielen zweifellos als Einheit erwiesen, in
der jeder für jeden kämpft, gerade in der Defense, die sich unter Calles
erheblich verbessert hat. Und dann gibt es Spieler wie Kameron Taylor oder
T. J. Shorts, die mit ihrer hohen Treffsicherheit den Ausschlag gegen
können.
Auch Demut ist ein Baustein. Der erst 19 Jahre alte Point Guard Justus
Hollatz, der auch schon zu einem Lehrgang der A-Nationalmannschaft
eingeladen worden ist, brachte dies nach dem Erfolg gegen Gießen zum
Ausdruck: „Trotz des guten Starts sind wir aber noch nicht da, wo wir sein
wollen als Team. Wir wollen weiter hart arbeiten und nach vorne blicken.“
Noch in diesem Jahr stehen herausfordernde Aufgaben gegen Alba Berlin und
Ludwigsburg an. In der vergangenen Saison waren das unerreichbare Sphären.
Für die „Towers 2.0“ scheint es beim Wachsen in die Höhe keine Grenzen zu
geben.
14 Dec 2020
## AUTOREN
Christian Görtzen
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