Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rechter Egoshooter gestoppt
> In Hildesheim plante ein Rechtsextremer einen Anschlag auf eine Moschee.
> Er radikalisierte sich im Netz
Von Andreas Speit
Das Ziel hatte Felix Maria F. schon benannt: eine Moschee, um Muslime zu
töten. Die Waffen hatte er bereits besorgt: professionelle Armbrüste. Der
Tipp eines Chat-Partners verhinderte jedoch einen Angriff nach dem Vorbild
des Anschlages in Christchurch – in Hildesheim. Am Dienstag teilte die
Generalstaatsanwaltschaft Celle mit, dass gegen den 21-Jährigen aus
Hildesheim Anklage wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden
Gewalttat, des Verdachts der Volksverhetzung sowie
Terrorismusfinanzierung erhoben wurde.
Die Zentralstelle Terrorismusbekämpfung der Generalstaatsanwaltschaft Celle
hält F. vor, sich seit mindestens März vergangenen Jahres durch die
Beschäftigung mit rechtsextremem Gedankengut im Internet radikalisiert und
einen „besonderen Hass gegen Juden, Muslime, Schwarze und Frauen“
entwickelt zu haben. Am 4. August 2019 soll F. über eine Internet-Plattform
mit einer ihm unbekannten dunkelhäutigen Person gechattet und sie wegen
deren Hautfarbe beschimpft haben. Der Person und „allen anderen Schwarzen“
habe er das Lebensrecht abgesprochen, so die Generalstaatsanwaltschaft.
F.s Radikalisierungsprozess erinnert an den Attentäter von Halle, Stephan
Baillet – nach dem bisherigen öffentlichen Erkenntnisstand. Beide Männer
können als ein neuer Tätertypus des Rechtsterrorismus wahrgenommen werden:
Solche vermeintlichen „einsamen Wölfe“ sind global als „Rudel“ vernetz…
dem sie sich gegenseitig animieren und radikalisieren. Für die
Sicherheitsbehörden ist diese individuelle Radikalisierung kaum zu
erfassen: Die Täter sind weder Mitglied einer Kameradschaft noch laufen sie
bei Aufmärschen mit oder besuchen Rechtsrockkonzerte.
## Tipp aus dem Chat
Im Fall von F. führte denn auch ein Tipp zur Verhaftung. In der Nacht vom
29. auf den 30. Mai stürmte die Polizei gegen 2 Uhr in F.s Wohnung. Kurz
zuvor hatte der Angeklagte am 29. Mai in einem anonymen Internet-Chat einem
ihm unbekannten Chat-Partner aus Hagen mitgeteilt, dass er beabsichtige,
„gleich Muslime“ zu töten. Er befinde sich bereits vor einer Moschee und
sei im Besitz von Waffen. Offen schrieb er, dass der Attentäter von
Christchurch für ihn ein Vorbild sei. Am 15. März 2019 hatte Brenton
Tarrant in der neuseeländischen Stadt 51 Menschen getötet und weitere 50
Menschen verletzt.
Im Chat soll F. erklärt haben, „ein Krieger seines Landes“ zu sein und
„Rache für die islamistischen Terroranschläge“ nehmen zu wollen. Der
Angeklagte wollte „weltweite mediale Aufmerksamkeit erregen“. Mit der Zeit
sei der Entschluss gereift, in Deutschland möglichst viele Muslime zu
töten, erklärt die Generalbundesanwaltschaft. Dafür beschaffte sich F. die
Armbrüste mit zugehörigen Pfeilen, Spitzen und einem Zielfernrohr sowie
vier Messer, darunter ein Kampfmesser, und einen Teleskopschlagstock.
Der Angeklagte kam allerdings erst in eine Klinik. Ein Antrag auf
Haftbefehl hatte das Hildesheimer Amtsgericht abgelehnt. Erst nach einer
Beschwerde der Generalstaatsanwaltschaft wurde ein Haftbefehl erlassen.
30 Sep 2020
## AUTOREN
Andreas Speit
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.