# taz.de -- Wasserwerfer sorgt für Hygiene | |
> Obwohl Auflagen missachtet werden, schreitet die Polizei bei der | |
> Hygienedemo am Samstag nicht ein. Gegen den Gegenprotest geht sie | |
> stattdessen massiv vor | |
Von Andreas Speit | |
Besorgt zeigt sich zwar auch Innensenator Grote (SPD) darüber, wer sich in | |
Hamburg an den Protesten gegen die Coronaverordnungen beteiligt. Und das | |
Landesamt für Verfassungsschutz verfolgt die Entwicklung ebenfalls genau, | |
weil Verschwörungstheoretiker*innen, Reichsbürger*innen und | |
Rechtsextremist*innen mitwirken. Am Samstag jedoch ging die Polizei nur | |
gegen den Gegenprotest massiv vor, mit behelmten Polizist*innen und | |
Wasserwerfern. | |
Kurz vor 17 Uhr musste Cornelia Kerth für das Hamburger Bündnis gegen | |
Rechts (HBgR) die angemeldete Kundgebung auf der Ludwig-Erhart-Straße Höhe | |
Englische Platte für beendet erklären. In Hör- und Sichtweite hatten 50 | |
Personen mit Lautsprecherwagen unter dem Motto „Solidarität und Aufklärung | |
statt Verschwörungsideologien“ gegen die Kundgebung mit dem Motto | |
„Mahnwache für das Grundgesetz“ protestiert. Die Polizeieinsatzleitung | |
forderte das Bündnis jedoch auf, dafür zu sorgen, dass sich nicht mehr als | |
50 Personen auf dem Gehweg versammeln – andernfalls werde die Polizei | |
einschreiten. „Das ist Erpressung“, sagt Kreth, und weist darauf hin, dass | |
bei der Anti-Corona-Kundgebung die Auflagen missachtet worden seien. Viele | |
trugen dort keine Masken, es wurde dazu aufgerufen, die Maßnahmen auch | |
weiterhin zu boykottieren. Dennoch schritt die Polizei dort nicht ein. | |
Auch einen unangemeldeten Protest von rund 100 Gegner*innen der | |
Coronamaßnahmen ließ die Polizei einfach laufen. Für Unmut hatte auch | |
gesorgt, dass die Demonstration der „Seebrücke Hamburg“ am Samstagvormittag | |
auf 300 Teilnehmende begrenzt wurde, während bei der „Mahnwache für das | |
Grundgesetz“ 750 Personen erlaubt waren. | |
## Wasser marsch für den Infektionsschutz | |
Die Situation, deretwegen die Polizei bei der HBgR-Kundgebung einschritt, | |
hatte sie selbst herbeigeführt. Zunächst hatten sich an den | |
Gitterbegrenzungen der Anti-Corona-Kundgebung rund 120 | |
Gegendemonstrant*innen gesammelt. Laut skandierten sie: „Es gibt kein Recht | |
auf Nazipropaganda.“ Zu laut für die Veranstalter*innen der Mahnwache aus | |
dem Umfeld der Telegram-Gruppe „Wir2020 HH“ und des Blogs „Unsere | |
Grundrechte“. Eine Anmelderin beschwerte sich bei der Polizei, daraufhin | |
rückten Einsatzkräfte vor, Wasserwerfer trieben die Gegendemonstrant*innen | |
mit Wasserbeschuss bis zur Kundgebung des HBgR. Die Auflage, nur 50 | |
Teilnehmer*innen zuzulassen, konnte das HBgR so nicht mehr erfüllen. | |
Später twitterte die Polizei, der Einsatz sei zum Schutz vor Infektionen | |
und zur Wahrung der Sicherheitsabstände verhältnismäßiger gewesen als der | |
Einsatz körperlichen Zwanges. Körperlicher Einsatz erfolgte jedoch | |
trotzdem, bei einer Reihe von Festnahmen von Kundgebungsteilnehmer*innen. | |
25 May 2020 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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