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# taz.de -- Sport von den Feinsten
> In dieser Hallensaison stellt Hamburg fünf von 24 Hockey-Bundesligisten –
> bei den Damen wie bei den Herren. Beim doppelten Stadtderby zeigt sich:
> Hockey wird seinen Ruf als Schnöselsport nicht los
Von Thilo Adam
Samstagnachmittag, Doppelderby in der Alsterhalle: Zweimal spielt Der Club
an der Alster gegen den Uhlenhorster Hockey-Club, erst in der Damen-, dann
in der Herrenbundesliga. Mehr als 1.000 Menschen im Publikum, ausverkauft.
Unterm Hallenlicht sammeln sich Seglerinnengesichter, Daunenwesten,
Gelfrisuren. Wer sucht, findet Echtpelz – und Michael Ballack in der
zweiten Reihe.
Das Publikum ist Prominenz gewohnt. Johannes B. Kerner und Reinhold
Beckmann schauen regelmäßig vorbei, beide sind Vereinsmitglieder. Aber
Ballack? „Das ist selbst beim Club an der Alster eigentlich kein normaler
Samstagnachmittag“, sagt Anne Schröder. Sie ist 25 Jahre alt, deutsche
Nationalspielerin und Teil des Bundesligateams von Alster.
Was normal ist in dieser Szene und was nicht, ist auch intern umstritten.
Hockey wird seinen Ruf als Schnöselsport nicht los – und einigen scheint
das recht zu sein. Wer ordentliches Mitglied beim Club an der Alster werden
will, muss eine Aufnahmegebühr von 3.000 Euro, eine einmalige
„Investitionsumlage“ von 1.300 Euro und einen Jahresbeitrag von 1.040 Euro
zahlen. Trotz dieser Hürde hat der Club mehr Interessenten, als er
Neumitglieder aufnehmen kann, die Vereinsanlagen sind an ihren
Kapazitätsgrenzen.
Seine Leistungsträgerinnen schröpft der Verein aber nicht.
Nationalspielerin Anne Schröder wird nicht nur von der Stiftung Deutsche
Sporthilfe finanziert, sondern auch von Privatpersonen im Verein. „Man muss
sich anschauen, wo die Topclubs herkommen: Harvestehude, Rotherbaum,
Winterhude“, sagt sie, „ohne die Leute von dort würde die Liga nicht
funktionieren.“
Die Liga, das sind zwei: Die deutsche Meisterschaft im Feldhockey, elf
gegen elf, wird im Winter von der Hallenliga unterbrochen. Dort spielen
sechs gegen sechs, es gibt Seitenbanden und der Ball darf nicht hoch
gespielt werden. „Ein ganz anderer Sport“, sagt Anne Schröder. Trotzdem
spielen in beiden Wettbewerben die gleichen Teams, die gleichen Kader.
Jetzt, ein halbes Jahr vor den Olympischen Sommerspielen in Tokio, ist das
anders. „Wir Nationalspielerinnen haben gemeinsam beschlossen, die
Hallensaison auszulassen“, sagt Anne Schröder. Stattdessen steht
feldspezifisches Athletiktraining an, zuletzt in Argentinien, ab nächster
Woche in Südafrika. Und zwischendurch, in Hamburg, kommentiert Schröder mit
Nationalmannschaftskollegin Hannah Gablac die Spiele ihres Clubs für den
vereinseigenen Youtube-Livestream.
„Einfach mal aufs Tor schießen! Einfach mal draufhacken!“, ruft sie am
Samstagnachmittag auf der Tribüne ins Headset. Ihre Teamkolleginnen auf dem
Platz tun sich gegen den kontrollierten Dreieraufbau des UHC lange schwer,
nutzen dann aber ihre Strafecken und Kontersituationen effektiv. 5:1
gewinnen die Favoritinnen am Ende. Sie sind zurzeit die Spitze des
Hockey-Spitzenstandorts Hamburg; fünf der 24 Erstligateams kommen aus der
Hansestadt. Auch bei den Herren führt Alster die Nordstaffel der
Hallensaison souverän an. Sie schlagen an diesem Samstag den UHC mit 10:4.
Und Michael Ballack? Der grinst, als der UHC-Kapitän wegen Meckereien gegen
den Schiedsrichter vom Platz gestellt wird.
13 Jan 2020
## AUTOREN
Thilo Adam
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