# taz.de -- heiß oder scheiß? der taz-produkttest: Wäschenetz gegen Mikropla… | |
Das Produkt: der Guppyfriend Waschbeutel. | |
Das ist es: Ein 50 x 74 Zentimeter großes Wäschenetz aus Polyamid 6.6 mit | |
einem Reißverschluss und fetter Aufschrift „Stop! Micro Waste“. Laut | |
Hersteller ist das Material neu und – abgesehen vom Reißverschluss – ohne | |
Zusätze, sodass es „sogar für medizinische Zwecke benutzt werden“ könnte. | |
Das kostet es: rund 29 Euro. | |
Da bekommt man es: Beim Hersteller [1][Langbrett], Öko-Versandhändlern und | |
Biosupermärkten. | |
Das kann es: Der Guppyfriend soll verhindern, dass sich insbesondere | |
Funktionswäsche beim Waschen zu stark abnutzt und die Fasern als | |
Mikroplastik im Abwasser landen. Das glatte Material verringert die | |
Reibung, trotzdem abgerubbelte Teile sollen im sehr kleinmaschigen Netz | |
hängen bleiben und können so im Restmüll (nicht im Gelben Sack!) entsorgt | |
werden. | |
Das bedeutet es: Mikroplastik war ein großes Thema der vergangenen Woche. | |
Fast überall sind nano- bis mikrometerkleine Kunststoffteilchen zu finden. | |
Als Zusatz für bestimmte Kosmetika werden sie teils extra hergestellt, | |
größtenteils entstehen sie aber als Abrieb von Autoreifen, größeren | |
Plastikteilen und Textilien aus Kunststofffasern. Sie sind wasserunlöslich, | |
schwer abbaubar und können sich in Organismen anreichern. In Fischen oder | |
anderen Lebewesen kann Mikroplastik Schleimhäute, Atmungsorgane oder | |
Verdauungstrakte verstopfen oder verletzen. Auch im [2][menschlichen Darm] | |
findet es sich wider. Zudem sammeln sich an der relativ großen Oberfläche | |
Umweltgifte wie Schwermetalle und Schadstoffe wie Pestizide. So viel weiß | |
man – und das ist unheimlich genug. Der Guppyfriend setzt bei den | |
Verbraucher*innen und einer alltäglichen Verrichtung – dem Wäschewaschen – | |
an, um auf das Problem aufmerksam zu machen und womöglich auch zu seiner | |
Lösung beizutragen. | |
Spaßfaktor: geht so. Eigentlich bräuchte eine Waschmaschinenladung zwei | |
Guppyfriends, weil in die Beutel nicht allzu viel hineinpasst – das wären | |
knapp 60 Euro! Um die Trommel halbwegs zu füllen, muss unverdächtige | |
Baumwollwäsche unverpackt dazu. Aber der Aha-Effekt bleibt aus. Auch nach | |
zwölf Wäschen findet sich immer noch keine Spur von Fasern in den Ecken und | |
Nähten. Wie klein ist Mikroplastik überhaupt? Anruf beim Umweltbundesamt. | |
Einheitliche Definition? Fehlanzeige. Zumindest in Deutschland halte sich | |
die Belastung von Abwasser aus Haushalten in Grenzen, die Kläranlagen | |
filtern 99 Prozent raus. Aber sonst man weiß viel zu wenig: Es gibt | |
unterschiedliche Formen, Plättchen, Kugeln, Quader, Folienreste, mit | |
unterschiedlicher Zusammensetzung – und vermutlich unterschiedlicher | |
Wirkung. 18 Konsortien forschen derzeit in einem Forschungsverbund daran, | |
Ergebnisse des 30-Millionen-Euro-Programms sollen 2020/21 vorliegen. Das | |
Amt will den Guppyfriend nicht bewerten. Ich auch nicht. Nur so viel: Für | |
die knapp 30 Euro bekommt man immerhin auch Tipps, wie sich Mikroplastik | |
schon beim Einkauf vermeiden lässt. Und wenn man das Netz bei der nächsten | |
Party gut sichtbar herumliegen lässt, ganz sicher auch Gelegenheiten, zum | |
Thema ins Gespräch zu kommen. Das ginge allerdings auch billiger. Beate | |
Willms | |
Was soll die taz testen? | |
[email protected] | |
29 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://guppyfriend.langbrett.com/ | |
[2] /!5541262&SuchRahmen=Print | |
## AUTOREN | |
Beate Willms | |
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