# taz.de -- Mäurer is watching you | |
> Mit einer Millionen Euro und mehreren Dutzend Kameras will Innensenator | |
> Mäurer (SPD) die Videoüberwachung vor dem Bahnhof ausweiten. Die | |
> Opposition kritisiert die bereits beschlossenen Pläne | |
Von Gareth Joswig | |
Mal so richtig aufräumen vor dem Hauptbahnhof wollen Innensenator Ulrich | |
Mäurer (SPD) und die Bremer Polizei. Helfen soll dabei noch mehr die | |
Überwachung per Video. Nicht dass der Bahnhof nicht seit November 2017 | |
bereits mit 88 Kameras vollständig videoüberwacht wäre. Mäurer will nun | |
auch den Bahnhofsvorplatz, den Haltestellenbereich der BSAG und den Ausgang | |
zur Bürgerweide permanent durch mehrere Dutzend Kameras filmen lassen. Dies | |
gaben Polizei und Innensenator am Mittwoch bei der [1][Unterzeichnung eines | |
Kooperationsvertrages] zwischen der Polizei Bremen und der Bundespolizei | |
bekannt. | |
900 Straftaten hätten sich im vergangenen Jahr auf dem Bahnhofsvorplatz | |
zugetragen, darunter Diebstahl, Drogenhandel und Gewalt. Das reiche als | |
Grundlage für Überwachung des öffentlichen Raumes nach dem Bremer | |
Polizeigesetz. Im Bahnhof wirkten die Kameras bereits abschreckend und | |
repressiv. Bis Ende des Jahres soll das System stehen, zusätzlich eine neue | |
Video-Leitstelle in der Polizei Bremen gegründet werden. Acht Personen | |
sollen dort an 365 Tagen im Jahr auf Bildschirme starren. Der Senat stellt | |
dafür rund eine Million Euro bereit. | |
Die Linke nannte den Ausbau der Videoüberwachung ein „zweifelhaftes | |
Wahlkampf-Placebo“. Miriam Strunge, datenschutzpolitische Sprecherin der | |
Linksfraktion, hält den Ausbau für unverhältnismäßig und unbegründet. Es | |
gebe keine Evaluation darüber, ob die bereits bestehende Überwachung in | |
Bremen zur Abschreckung und Täterermittlung beigetragen habe. Studien aus | |
anderen Städten belegten vielmehr, dass Kameras Straftäter*innen nicht | |
aufhalten. In Dortmund sei Straßenkriminalität sogar in Folge von | |
Videoüberwachung gestiegen, in Berlin hat die Verkehrsgesellschaft BVG | |
keinen Rückgang durch Überwachung festgestellt. „Man verhindert damit keine | |
Straftaten, schränkt aber das Grundrecht auf informationelle | |
Selbstbestimmung ein“, so Strunge. | |
Auch die FDP kritisierte: „Wir möchten zunächst wissen, was die bisherige | |
Überwachung erbracht hat“, so der innenpolitische Sprecher der | |
FDP-Fraktion, Peter Zenner. | |
5 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/35235/3988579 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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