# taz.de -- Drei Engel für Bremen | |
> Auch wenn 2019 noch gewählt werden soll: Die Grünen haben schon | |
> entschieden, wer was wird – Maike Schaefer also erst 2023 | |
> Spitzenkandidatin, wenn Karoline Linnert abtritt | |
Bild: Die Wahlplakate von 2015 können die Grünen recyclen | |
Von Jan Zier | |
Finanzsenatorin Karoline Linnert soll erneut grüne Spitzenkandidatin für | |
die Bürgerschaftswahl werden. Das hat der Landesvorstand der Partei | |
einstimmig beschlossen. Zugleich wurde das Konzept „Drei starke Frauen für | |
Bremen“ ausgerufen: Auf Platz zwei der quotierten Liste, traditionell ein | |
Männerplatz, soll die Landesmitgliederversammlung die Fraktionschefin Maike | |
Schaefer, auf Platz drei Sozialsenatorin Anja Stahmann voten. Oder | |
umgekehrt. | |
„Bremens Erfolge bei der Haushaltskonsolidierung und bei der Neuordnung des | |
Länderfinanzausgleichs sind eng mit dem Namen Karoline Linnert verbunden“, | |
hieß es zur Begründung. Weil man sich aber eine „herausgehobene Rolle“ f�… | |
die ebenfalls als Spitzenkandidatur-Kandidatin gehandelte | |
Fraktionsvorsitzende wünscht, soll sie nun „bei einer möglichen weiteren | |
Regierungsbeteiligung“ Umweltsenatorin werden – und damit Nachfolgerin von | |
Joachim Lohse, der 2019 nicht wieder antritt. Außerdem hat der grüne | |
Landesvorstand schon jetzt beschlossen, dass Schaefer 2023 | |
Spitzenkandidatin werden soll: Die 46-jährige, seit 2007 im Landtag, stehe | |
„für den gemeinsam getragenen Generationswechsel an der Spitze in vier | |
Jahren bereit“, heißt es in einer Erklärung. | |
Linnert und Stahmann wiederum haben beide signalisiert, dass sie ihre | |
Senatsposten behalten zu wollen. Das sei aber „keine Bedingung“, so die | |
Sozialsenatorin, denn: „Erstmal sind Wahlen.“ Bei den letzten | |
Bürgerschaftswahlen 2015 kamen die Grünen auf 15,1 Prozent der Stimmen, ein | |
Minus von 7,4 Prozent gegenüber der Landtagswahl 2011. Bei der | |
Bundestagswahl vergangenen Herbst schnitten die Bremer Grünen nicht nur | |
schlechter ab als 2013, während andere mitregierende grüne Landesverbände | |
zulegten, etwa der in Schleswig-Holstein. Die Partei verlor, besonders | |
schmerzlich, auch in ihren Hochburgen, besonders im Viertel – an die | |
Linkspartei. | |
„Ich stehe nicht für Erneuerung“, sagte Linnert, die sich nach den | |
Verlusten bei der letzten Bürgerschaftswahl Rücktrittsforderungen aus den | |
eigenen Reihen anhören musste: Der damalige Fraktionschef Matthias Güldner | |
trat seinerzeit selbst zurück – und forderte Linnert auf, ebenfalls auf ihr | |
Amt zu verzichten. Vehement unterstützte ihn darin Maike Schaefer. | |
„Ich habe Lust auf noch eine Legislaturperiode“, sagt die 59-jährige nun, | |
und attestiert sich „Kampfgeist“. Zugleich betont sie, dass es ihr nicht um | |
persönliche Befriedigung, sondern um eine nachhaltige Entwicklung Bremens | |
gehe, „gewissenhaft und sparsam“. Aussagen über mögliche Koalitionen nach | |
der Bürgerschaftswahl machte sie nicht. „Solche Spekulationen finde ich | |
schwierig“, sagte der grüne Landesvorsitzende Ralph Saxe. Derzeit haben SPD | |
und Grüne in der Bremischen Bürgerschaft nur einen einzigen Sitz Mehrheit. | |
Allgemein wird erwartet, dass es nicht erneut für eine rot-grüne Koalition | |
reichen wird. | |
Saxe könnte auf Platz vier der Liste der erste Mann sein, der für die | |
Grünen kandidieren darf, und [1][auf den Plätzen fünf und sechs darf nur | |
antreten, wer auch jünger als 30 Jahre alt ist]. Einen entsprechenden | |
Beschluss haben die Grünen im November gefasst – auf Anregung von Saxe. Aus | |
seiner Sicht ist es ein Zeichen von „Geschlechtergerechtigkeit“, wenn nun | |
drei Frauen an der Spitze der Liste für die Landtagswahl kandidieren. | |
Schließlich habe sich die Partei die Förderung von Frauen auf die Fahne | |
geschrieben, so Stahmann. | |
Die neue Wählervereinigung, die aus einem Verbund von Bürgerinitiativen | |
hervorgegangen nun zur Wahl antreten will, beobachte sie „nicht mit | |
flatterndem Herzen“, sagte Schaefer. Deren Gründung zeige aber, „dass es | |
nicht in dem gewünschten Maße gelungen sei, die Menschen mitzunehmen“. | |
[2][Der Parteienforscher Lothar Probst sieht in der offiziell noch | |
namenlosen Wählerinitiative „eine ernstzunehmende Herausforderung für die | |
Grünen“.] Einer der Protagonisten der Bewegung ist Olaf Dinné: 1979 zog er | |
mit den Grünen in die Bürgerschaft ein. Wenn Schaefer nun von ihm spricht, | |
klingt das etwas abschätzig: Weil Dinné keine Partei gefunden habe, für die | |
er kandidieren könne, gründe er nun eben eine neue. | |
„Die Grünen in Bremen sind offenbar stolz auf ihren brutalen Kürzungskurs�… | |
kommentierte Die Linke. Jens Eckhoff, der selbst gerne CDU-Spitzenkandidat | |
geworden wäre, reagierte auf Facebook mit einem kurzen „Bye, bye Jamaika!“. | |
17 Apr 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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