# taz.de -- heute in Bremen-Nord: „Eine deutliche Schieflage“ | |
> BREMEN-NORD In Vegesack wird über den Niedergang des Stadtteils | |
> debattiert | |
taz: Hat Bremen-Nord eine Zukunft, Herr Schierenbeck? | |
Ingo Schierenbeck: Ja, sie muss nur genutzt werden! Und ich sage das nicht | |
nur aus opportunistischen Gründen. Bremen-Nord hat mit seiner Lage am | |
Wasser, 31.000 Arbeitsplätzen und mehr als 110.000 Bewohnern in der | |
Vergangenheit bewiesen, ein attraktiver Standort zum Arbeiten und Leben zu | |
sein. Er hat eine günstige Verkehrsanbindung, genügend Gewerbeflächen und | |
attraktive Wohngegenden. | |
Aber auch viele wirtschaftliche und soziale Probleme. | |
Ja. Bremen-Nord ist mittlerweile abgehängt von der Entwicklung in Bremen | |
und Bremerhaven: Die Zahl der Arbeitsplätze ist in den letzten Jahren | |
massiv gesunken, auch die Bevölkerungszahl sinkt. Und das durchschnittliche | |
Einkommen in Bremen-Nord liegt deutlich unter dem in der Stadt Bremen. Hier | |
ist mittlerweile eine deutliche Schieflage entstanden. | |
Lange Zeit hat man in Bremen-Nord auf Tourismus gesetzt. Doch die „Maritime | |
Meile“ ist inzwischen so gut wie tot. | |
Bremen-Nord ist sicher auch für Tagestouristen und als Naherholungsgebiet | |
interessant. Aber eine nachhaltige Beschäftigungsentwicklung geht vom | |
Tourismus in Bremen-Nord nicht aus. Man hat dort in der Vergangenheit zu | |
sehr auf einzelne Leuchtturm-Projekte gesetzt. | |
Was raten Sie stattdessen? | |
Besser ist es, auf eine kleinteiligere Entwicklung zu setzen und bei der | |
Vermarktung der Flächen darauf zu achten, dass sie in einem vernünftigen | |
Verhältnis zur Zahl der Jobs stehen, die dort geschaffen werden. Außerdem | |
sollte Bremen-Nord stärker auf die vorhandene Kompetenz in der Gesundheits- | |
und Pflegewirtschaft sowie in der maritimen Produktion im Umfeld des | |
Maschinenbaus und Werften setzen. Auch die strukturelle Bedeutung der | |
Jacobs-Universität müsste noch besser genutzt werden. | |
Wie könnte das aussehen? | |
Die Jacobs Universität darf keine Alleinstellung im Stadtbezirk inne haben. | |
Denn wissensbasierte Dienstleistungen sind der Jobmotor der letzten Jahre | |
gewesen. Und da muss die Kompetenz der Jacobs Universität noch besser | |
genutzt werden, um die örtlichen Unternehmen zukunftsfähig zu machen. | |
Bisher hat die Jacobs Universität in Bremen-Nord noch zu wenig | |
strukturpolitische Ausstrahlung. | |
Interview: Jan Zier | |
19 Uhr, Hotel Strandlust, Vegesack | |
23 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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