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# taz.de -- 20 Jahre EFF: An der elektronischen Front
> Die EFF war die erste echte Bürgerrechtsorganisation für das Netz - und
> kämpft seit ihrer Gründung für Datenschutz und freie Rede. Nun feiert sie
> ihren zwanzigsten Geburtstag.
Bild: Ausschnitt des Posters zum 20. EFF-Geburtstag.
In den USA haben Bürgerrechtsvereinigungen eine große Tradition. Werden
irgendwo im Land im größeren Stil Freiheitsrechte eingeschränkt, ist ein
Anwalt der liberalen American Civil Liberties Union (ACLU) meist nicht
weit. Die IT-Fachleute Mitch Kapor, John Gilmore und John Perry Barlow
dachten sich im Frühjahr 1990, dass man eine solche Einrichtung doch auch
für den Bereich der Computertechnik bräuchte. Barlow hatte gerade schlimme
Erfahrungen bei einer Hausdurchsuchung durch das FBI gemacht - die
Ermittler hatten ihm vorgeworfen, Quellcode eines Rechnersystems entwendet
zu haben.
In der frühen Online-Community WELL in San Francisco schrieb Barlow von dem
Vorfall, was Kapor und Gilmore zu dem Vorschlag trieb, man müsse eine
Vereinigung gründen, die Bürgerrechte auch in den gerade aufkommenden
Computernetzen verteidigt. Die [1][Electronic Frontier Foundation], kurz
EFF, war innerhalb kürzester Zeit geboren. Sie begann damit, Barlow und
andere Hacker zu verteidigen und konnte schnell größere Summen von
Branchengrößen wie Apple-Gründer Steve Wozniak einwerben. Das Projekt wuchs
und wuchs, die frühen Vernetzungsmöglichkeiten nutzend.
Heute kann man sagen, dass die Gründung der EFF vor 20 Jahren geradezu
prophetisch war. Interessierten sich 1990 Behörden und Regierungen
verhältnismäßig wenig für das, was in den Datennetzen abging, versuchten
sie in den folgenden Jahren Schritt für Schritt, das aufkeimende Internet
zu kontrollieren.
1993 wurde Phil Zimmermann wegen "Waffenexports" angeklagt, der mit der
Software PGP ein sicheres Verschlüsselungspaket entwickelt hatte, das die
Spione des US-Geheimdienstes nicht knacken konnten. Die EFF half bei seiner
Verteidigung. Als ab 1994 der Aufstieg des World Wide Web begann, das das
Internet endlich bunt und klickbar machte, versuchte die US-Regierung, es
zu regulieren. 1996 trat noch unter Clinton der "Communications Decency
Act" in Kraft, der "obszöne Sprache" oder sexuelle Darstellungen im Netz
verbieten sollte. Auch mit Hilfe der EFF und der ACLU wurde das Gesetz
schließlich für verfassungswidrig befunden.
Auch im Bereich der Verteidigung von Innovationen engagierte sich die EFF.
So setzte sich für den Filesharing-Anbieter Grokster ein, dem
Hollywood-Studios seine Technik verbieten wollten (was allerdings
schließlich gelang). Im Streit zwischen Apple und Bloggern, die zuvor
geheime Produktinfos gepostet hatten, half ebenfalls die EFF - hier
einigten sich die Parteien außergerichtlich.
Auch bei der Affäre um ungesetzliche Abhörmaßnahmen durch den
US-Geheimdienst NSA spielte die EFF 2006 eine wichtige Rolle. Dort deckte
sie unter anderem über einen Whistleblower auf, dass der große
Netzbetreiber AT&T eine direkte Abhörschnittstelle zu den Schlapphüten in
seine Netzstellen eingebaut hatte. Zahllose [2][weitere Fälle] sind in der
Liste der EFF-Rechtsstreitigkeiten zu finden - von der Verteidigung des so
genannten Reverse Engineering, mit dem Hacker vom Hersteller verschlossene
IT-Technik analysieren über das Recht auf Anonymität bis hin zu Fragen des
Urheberrechts, das, wie die EFF meint, an die Gegebenheiten des Netzes
angepasst werden müsse.
Unter den Mitarbeitern und Sympathisanten der EFF waren und sind zahlreiche
Netzpromis. So baute der Science-Fiction-Autor und Blogger Cory Doctorow
für die Organisation eine europäische Filiale in London auf. Die EFF diente
auch internationalen Organisationen als Vorbild. So engagiert sich seit
2002 mit der [3]["European Digital Rights"-Initiative (EDRI)] auf EU-Ebene
eine Koordinationsstelle von 27 Bürgerrechtsorganisationen aus 17 Ländern
im Sinne der EFF.
Was bei uns noch fehlt, ist eine breite Unterstützung durch die Industrie.
Die EFF schafft es nach wie vor, bekannte Gesichter der IT zum Spenden zu
bewegen - auch weil im Vorstand Leuten wie Ed Felten (bekannter
Informatikprofessor und Online-Aktivist aus Princeton) oder Brewster Kahle
(Unternehmer und Gründer des Internet Archive) sitzen.
12 Feb 2010
## LINKS
[1] http://www.eff.org
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_litigation_involving_the_Electronic_Fr…
[3] http://edri.org/
## AUTOREN
Ben Schwan
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