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# taz.de -- Die Restefirma
> Die Düsseldorfer Firma Ecolog arbeitet für die Bundeswehr in Afghanistan.
> Ein lebensgefährlicher Job
Ecolog kümmert sich um das, was übrig bleibt: Müll, Essensreste,
Exkremente. Die 1.500 Mitarbeiter der Düsseldorfer Firma unterstützen
Armeen in den Krisengebieten dieser Welt: Afghanistan, Irak, Sudan, Sri
Lanka, Indonesien, Balkan. Am Wochenende haben radikal-islamische Taliban
acht Mitarbeiter von Ecolog gekidnappt. Vier davon – allesamt Mazedonier –
haben die Taliban nach eigenen Angaben am Montag umgebracht, die anderen
vier sind freigekommen.
In Afghanistan arbeitet Ecolog unter anderem im Auftrag der deutschen
Bundeswehr, die sich mit knapp 2.500 Soldaten an der dortigen ISAF-Mission
beteiligt. Ecolog beschäftigt keine Deutschen in Afghanistan, sondern
ausschließlich Ausländer.
Viele der Ecolog-Mitarbeiter sind muslimische Mazedonier. Dies verringert
erstens das Anschlagsrisiko, da Muslime weniger gefährdet sind. Zweitens
findet die Firma für weniger Lohn mehr motivierte Mazedonier – das
Durchschnittseinkommen in dem Land beträgt im Vergleich zu Deutschland nur
ein Zwölftel. Die Mitarbeiter wirbt das Düsseldorfer Unternehmen direkt in
Mazedonien an. In dem Büro in der Hauptstadt Skopje arbeitet unter anderem
Lasto Nikolovski, der Prokurist der Firma.
Das Risiko ist enorm: Bereits zum fünften Mal wurden Mitarbeiter von Ecolog
entführt. Zuletzt waren im Februar zwei Angestellte der Firma – ebenfalls
Mazedonier – im südlichen Irak entführt worden. Beide wurden nach vier
Tagen wieder freigelassen. Die Entführer hatten ein Lösegeld von einer
Million Dollar verlangt, das nach Zeitungsberichten auch bezahlt wurde.
Nach Angaben eines Vertreters der mazedonischen Regierung zahlte Ecolog
auch bei den vorangegangenen Entführungen Lösegeld.
Allein im Irak arbeiten derzeit 1.000 bis 1.500 Mazedonier. Seit Beginn der
US-Invasion wurden im Irak mehr als 200 Ausländer entführt, über 50 davon
wurden getötet.
Die Dienstleistungen von Firmen wie Ecolog führen zur
Zwei-Klassen-Gesellschaft an der Front: Die Soldaten der Erste-Welt-Länder
bekommen maximalen Schutz und stehen im Interesse der Aufmerksamkeit. In
ihrem Schatten arbeiten schlechter geschützte Menschen aus ärmeren Ländern:
Sie übernehmen die Drecksarbeit, die zwar nicht zum militärischen
Kerngeschäft gehört, auf die die Bundeswehr und andere Armeen aber dennoch
angewiesen sind. SEBASTIAN HEISER
15 Mar 2006
## AUTOREN
SEBASTIAN HEISER
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