| # taz.de -- Auf Kuschelkurs in die Steuerreform | |
| > Reichensteuer und Abschwächung der Unternehmensteuer: Die SPD hat sich | |
| > auf einen Kompromiss geeinigt | |
| SPD-Linke und Parteispitze haben sich für Kuschelkurs statt Herumstreiten | |
| entschieden. Die Themen Unternehmensteuer und Reichensteuer haben auf dem | |
| Parteitag in Berlin zu keinerlei Auseinandersetzung geführt. Am Abend zuvor | |
| hatte der Parteivorstand einen Leitantrag verfasst, der einen Kompromiss | |
| zwischen Finanzminister Peer Steinbrück und den Parteilinken bieten sollte. | |
| Vor allem zwei Handreichungen in Richtung der Kritiker enthält das Papier, | |
| das mit wenigen Gegenstimmen auf dem Parteitag beschlossen wurde: Erstens | |
| soll das „Ergebnis bei den Unternehmensteuern weitgehend aufkommensneutral“ | |
| sein. Erreicht werden soll dies durch das „Schließen der Diskrepanz | |
| zwischen den nominalen Steuersätzen und den tatsächlichen Steuerzahlungen“. | |
| Dadurch, dass Steuerschlupflöcher gestopft werden, soll der Staat trotz | |
| Zugeständnissen an die Unternehmen nicht weniger im Säckel haben. | |
| Als zweites Beruhigungsmittel für die Parteilinken wurde in den Leitantrag | |
| die Erbschaftsteuer aufgenommen, um die Diskussion über die | |
| verfassungsrechtlich problematische Reichensteuer abzuwürgen. Durch die | |
| Erbschaftsteuer solle es eine „stärkere Einbeziehung großer Vermögen in die | |
| Finanzierung öffentlicher Aufgaben“ geben. | |
| Gegen die Unternehmensteuerreform hatten Jusos und Parteilinke gewettert. | |
| Es könne nicht sein, dass durch Entlastungen Haushaltslöcher entstehen. Die | |
| Abschwächung „weitgehend aufkommensneutral“ im Änderungsantrag bedeutet | |
| konkret, dass es durch die Reform zunächst Steuereinbußen geben wird. Die | |
| Linken hatten ursprünglich eine striktere Festlegung durchsetzen wollen, | |
| während die Parteiführung Finanzminister Peer Steinbrück Spielräume offen | |
| halten wollte. | |
| Präsidiumsmitglied und Vorzeigelinke Andrea Nahles zeigte sich jedoch schon | |
| vor dem Parteitag kompromissbereit. „Wir werden abwarten, wie Kurt Beck bei | |
| seiner Rede die Steuerreformen durchbuchstabiert“, sagte sie der taz vor | |
| Beginn der Tagung. Bei einem unbefriedigenden Ergebnis würden die Linken | |
| auch „noch mal in die Bütt“ steigen. Das blieb jedoch aus, obwohl Kurt Beck | |
| in seiner Rede das heiße Eisen der Steuerreformen kaum anpackte. SASCHA | |
| TEGTMEIER | |
| 15 May 2006 | |
| ## AUTOREN | |
| SASCHA TEGTMEIER | |
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