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# taz.de -- Mit Kohlendioxid das Klima retten
> Heute wird Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) das erste
> umfassende Klimaschutzprogramm eines deutschen Bundeslandes präsentieren.
> Der Nachholbedarf im Vergleich zu Europas Öko-Metropolen London und
> Stockholm ist riesig
VON SVEN-MICHAEL VEIT
Unter die Top Ten der Klimastädte Europas zu kommen, sei „alles andere als
einfach“, sagt Christian Maaß, Umweltexperte der Hamburger Grünen. Und
selbst in den eigenen Landen werden es für Hamburg „bestenfalls für den
fünften Platz reichen“ – hinter Freiburg, München, Berlin und Bremen. Heu…
wird Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) das erste umfassende
Klimaschutzprogramm eines deutschen Bundeslandes vorstellen, und er wird
seine Absicht bekräftigen, die Elbmetropole zur deutschen „Klimahauptstadt“
zu machen.
„Schön“, sagt Maaß, „immerhin besser als weitere sechs Jahre Untätigke…
Allerdings werde das Konzept des Senats „in klimapolitisch
fortschrittlichen Städten“ wenig Eindruck machen, prophezeit er. Vor allem
in London, Stockholm oder Wien, den drei nach seiner Meinung ökologischsten
Metropolen Europas. Deren Klimaschutzprogramme setzen durchweg auf eine
Dezentralisierung der Stromerzeugung durch mehr Blockheizkraftwerke mit
Kraft-Wärme-Kopplung, auf erneuerbare Energien sowie auf den
vorübergehenden Ersatz von Öl und Kohle durch das klimafreundlichere
Erdgas, das in den nächsten Jahrzehnten weitgehend durch Biogas ersetzt
werden soll.
Beispielhaft nennt der Grüne die Senkung des CO2-Ausstoßes in London um 16
Prozent seit Erhebung einer City-Maut, die nun auch in Stockholm per
Volksentscheid eingeführt wurde. In der schwedischen Hauptstadt liegt die
jährliche Emission von Kohlendioxid pro Kopf und Jahr bei 4,5 Tonnen, in
Wien bei 5,7 Tonnen – in Hamburg bei 10,8 Tonnen. „Da“, sagt Maaß, „ze…
sich der Nachholbedarf.“
In allen Top Ten-Städten, deren Öko-Bilanzen Maaß gestern im Einzelnen
vorstellte, sind konkrete Klimaschutzziele bindend vorgeschrieben. So will
London den Gesamtausstoß an CO2 bis 2025 durch eine Vielzahl konkreter
Maßnahmen um 60 Prozent senken, Wien allein in den nächsten drei Jahren um
22 Prozent, das Schweizer Zürich (Platz 4) bis 2020 um ein Drittel,
Deutschlands ökologische Musterstadt Freiburg (Platz 5) um weitere 40
Prozent bis 2030 oder gar Paris (Platz 7) ebenfalls um 40 Prozent schon bis
2020.
Das Konzept des Hamburger Senats jedoch, das heute vorgestellt wird, dürfte
so konkret nicht werden. Zumindest enthielt der erste vertrauliche Entwurf,
den die taz vor acht Tagen veröffentlichte, keine definierte Zielmarke.
Dort wurde auf 82 Seiten lediglich ein bunter Strauß möglicher Maßnahmen
ohne Zeit- und Finanzierungsplan aufgelistet.
Angeregt wurden unter anderem vier autofreie Sonntage auf freiwilliger
Basis, an denen die Nutzung von Bussen und Bahnen unentgeltlich sein solle.
Diese sollen ohnehin häufiger fahren, der Fahrradverkehr gefördert, Radwege
ausgebaut, bewachte Radstationen an allen größeren Bahnhöfen sowie Bike &
Ride-Plätze an sämtlich U-/S-Bahnhöfen eingerichtet werden. Etliche
Ampelkreuzungen sollen durch Kreisverkehre ersetzt sowie „intelligentes
Verkehrsmanagement“ eingeführt werden.
Bei der Gebäudesanierung soll nahezu alles gefördert werden, was die
Energieeffizienz erhöht und fossile durch erneuerbare Energien ersetzt. Die
Dämmungen von Außenwänden und Dächern gehört ebenso dazu wie die Erneuerung
von Fenstern. Auch die Installation von Solarzellen, Fotovoltaikanlagen
oder Blockheizkraftwerken soll bezuschusst werden. Für neue Häuser und
Wohnsiedlungen werden die ökologischen Anforderungen erhöht: Ziel ist
letztlich das Niedrigenergiehaus.
Bei der Energie soll der Anteil von Gas und Öl von jetzt etwa 70 Prozent
auf unter 50 Prozent gesenkt werden, die Erneuerbaren Energien von zurzeit
etwa drei auf 20 Prozent wachsen. Am geplanten Kohlekraftwerk Moorburg hält
der Senat ebenso fest wie an der Forderung, die Laufzeiten der
Atomkraftwerke zu verlängern. Denn das fehlende Drittel, so steht es im
Entwurf, müsse weiterhin durch Kohle und Kerne erzeugt werden.
So was, sagt Maaß, stehe in keinem einzigen Klimaprogramm einer
europäischen Metropole. „Diese Art von fossilem Denken“, lästert der Grü…
„hat Hamburgs Bürgermeister exklusiv.“
wirtschaft & umwelt SEITE 9
21 Aug 2007
## AUTOREN
SVEN-MICHAEL VEIT
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