# taz.de -- Noch im Gericht gehetzt | |
> Aufstachelung zum Rassenhaß: Bewährungsstrafe und Geldbuße für den | |
> „Deutschen Konservativen“Werner Siegerist ■ Von Hertha Zorn | |
Der Rechtsnationalist Werner-Joachim Siegerist ist gestern vom Hamburger | |
Landgericht in zweiter Instanz wegen Volksverhetzung, Aufstachelung zum | |
Rassenhaß und Beleidigung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun | |
Monaten verurteilt wurden. Der Vorsitzende des Vereins „Die Deutschen | |
Konservativen“muß außerdem eine Geldbuße von 24.000 Mark zahlen. Der | |
mitangeklagte Geschäftsführer des Vereins wurde freigesprochen. | |
Siegerist, der auch Vorsitzender einer lettischen Partei ist, hatte vor | |
Gericht die Verantwortung für zwei Hetzschriften der „Deutschen | |
Konservativen“aus dem Jahre 1992 übernommen. In einer Auflage von jeweils | |
17.000 Stück hatte der heute 50jährige einen Spendenaufruf für eine | |
Anzeigenkampagne gegen das deutsche Asylrecht verschickt. Darin hatte er | |
„Zigeuner“als „übles und durchweg kriminelles Pack“beschimpft. „Zige… | |
produzieren Kinder wie die Karnickel“hatte es außerdem in dem Pamphlet | |
geheißen, dem ein Überweisungsvordruck mit dem Stichwort | |
„Zigeunerterror“beigefügt war. Siegerist war dafür in der ersten Instanz … | |
April 1994 zu anderthalb Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. | |
Die Adressaten des Rundschreibens bedankten sich mit Spenden von insgesamt | |
85.000 Mark, die jetzt vom Gericht eingezogen wurden. Tatsächlich war | |
damals nur eine einzige Anzeige – Überschrift „Kriminelle Zigeuner“– im | |
„Ostpreußenblatt“erschienen. Die Restsumme soll vor allem für Gehälter d… | |
Vorsitzenden, des Geschäftsführers und eines weiteren Vorstandsmitgliedes | |
draufgegangen sein. | |
Siegerist, der in der zweiten Instanz die Formulierungen, nicht aber die | |
Sachaussagen der Texte zurückgenommen hatte, versuchte, selbst den Prozeß | |
finanziell auszuschlachten und die „Deutschen Konservativen“erneut als | |
Geldmaschine zu nutzen. „Bitte lassen Sie die Deutschen Konservativen nicht | |
im Stich“, bat er in einem Brief gleichgesinnte Spender um einen Obulus. | |
Immerhin hatte er für sich und seinen Mitangeklagten sieben Anwälte | |
angeheuert, die einen Freispruch durchsetzen sollten. Ihre Zeugen mühten | |
sich vor Gericht nach Kräften, die Roma und Cinti weiter zu diskriminieren, | |
indem sie von rumänischen Frauen berichteten, die ihre Kinder zum Kauf | |
anböten. | |
Doch das Kalkül ging nicht auf. „Wut oder Haß vermag das nicht auszulösen�… | |
sagte der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung. Vielmehr stelle | |
sich die Frage, wie die Rumäninnen mit der Not lebten. „Was mag in ihnen | |
vorgehen?“ | |
22 Nov 1997 | |
## AUTOREN | |
Hertha Zorn | |
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