# taz.de -- Ein einziger TV-Orgasmus | |
> ■ „Zwei wie Katz‘ und Maus“ N3, 21.10 Uhr und „Ghostbusters“ Sa… | |
> Uhr | |
Am 11.Oktober 1975 um 23.30 Uhr hatte in den USA eine TV -Sendung Premiere, | |
die Fernsehgeschichte machte. Es war der Start der legendären Saturday | |
Night Live-Show. Die Bosse des Fernsehsenders NBC befürchteten das | |
Schlimmste und verbannten die Comedy-Show auf den unmöglichen Termin | |
Samstagnacht. Denn wie der Name schon sagt, sollte das Ding live über den | |
Äther gehen. Es wurde dann ein „fast live“ daraus, denn um die ängstlichen | |
Götter des Senders zu beruhigen, strahlte man die Show mit sechs Sekunden | |
Verzögerung aus. Die Angst war begründet, denn was die Komikertruppe da | |
jede Woche zusammenmixte war das Respekt und Geschmackloseste, was je über | |
amerikanische Bildschirme geflimmert war. | |
Die meisten Witzbolde der Show sind inzwischen weltberühmte Filmstars. | |
Durch die harte Talentschmiede der Show gingen so bekannte Leute wie Steve | |
Martin, Chevy Chase, Bill Murray und natürlich Dan Aykroyd und der große | |
kleine John Belushi, der die Arbeit an der Show so beschrieb: „Wir haben | |
alles verarscht, was den Amerikanern heilig war: die Nachrichten, den | |
Präsidenten, Wohlfahrtsverbände, Sport- und Showidole es war ein einziger | |
TV-Orgasmus.“ | |
Um das Studiopublikum auf Touren zu bringen, verkleiden sich Aykroyd und | |
Belushi eines Abends mit Sonnenbrille, Hut und schwarzem Anzug und rocken | |
wild drauflos. Die Blues Brothers waren geboren. Der gleichnamige Film von | |
John Landis und die Schallplatten machten die beiden genialen Komiker zu | |
Superstars und Millionären. Aber John Belushi verkraftete den schnellen | |
Ruhm einfach nicht und begab sich auf einen langen, selbstzerstörerischen | |
Drogentrip. Er schluckte, schnupfte und spritze alles in seinen | |
aufgeschwämmten Körper, was er auftreiben konnte. Für seinem letzten Film | |
Zwei wie Katz‘ und Maus (Continental Divide) riß er sich nocheinmal | |
zusammen. Er speckte etliche Kilo ab und engagierte einen Aufpasser; die | |
einzige Aufgabe des ehemalige Geheimdienstagenten Richard Wendell darin | |
bestand, Belushi von Drogen fernzuhalten. Das klappte, zumindest während | |
der Dreharbeiten, recht gut. | |
Unter der Regie von Michael Apted mimt John Belushi Ernie Souchak, den | |
hartgesottenen Kolumnisten einer Chicagoer Zeitung. Ernie nimmt mit | |
Vorliebe korrupte Politiker aufs Korn. Das bringt ihm natürlich eine Menge | |
Ärger ein. Als eines Tages seine Wohnung in die Luft fliegt, schickt ihn | |
sein Boß zur eigenen Sicherheit in die Rocky Mountains um eine | |
Vogelkundlerin (Blair Brown) zu interviewen. Ernie haßt das Land und die | |
freie Natur, er ist fest davon überzeugt ohne die tägliche Dosis Smog zu | |
ersticken. | |
In der schwungvollen Komödie konnte Belushi ein letztes Mal sein großes | |
Talent unter Beweis stellen. Knapp zwei Jahre später machte er dann seinen | |
idiotischen, viel zu frühen Drogenabgang. Seine Leiche fand man am 5. März | |
1982 in einem Bungalow des Luxus-Hotels „Chateau Marmont“ am Sunset | |
Boulevard in Hollywood. Er war gerade 33 Jahre alt geworden. | |
Kurz vorher hatte Danny Aykroyd für sich und seinen Freund das Buch zu | |
„Ghostbusters“ fertiggestellt. Nach Belushis Tod wurde das Projekt erstmal | |
auf Eis gelegt und erst zwei Jahre später, nachdem Aykroyd das Drehbuch | |
umgeschrieben hatte (Bill Murray übernahm nun den Part von Belushi) | |
verwirklicht. Und Aykroyd landete einen Volltreffer. „Ghostbusters“ wurde | |
eine der erfolgreichste Komödien der Filmgeschichte. Die Geschichte der | |
Geisterjäger ist ein völlg durchgeknallter Horror-Klamauk: Die drei | |
liebenswerten aber leicht beschränkten Wissenschaftler Dr. Venkman (Bill | |
Murray), Dr. Stantz (Dan Aykroyd) und Dr. Spengler (Harold Ramis) gründen | |
einen Dienstleistungsbetrieb dessen Aufgabe es sein soll, Häuser und | |
öffentliche Gebäude von Geistern zu säubern - gegen eine saftige Gebühr | |
versteht sich. Nach einer anfänglichen Flaute boomt der Laden. Bis eines | |
Tages ein stumpfsinniger Bürokrat der New Yorker Müllabfuhr auftaucht. Der | |
gemeine Spielverderber erklärt ihre Geisterfalle kurzerhand zur | |
„nichtdeklarierten Sondermüllanlage“ und schaltet den Strom ab. Die so | |
befreiten Gespenster sind natürlich begeistert und es folgt „eine | |
Katastrophe von biblischen Ausmaßen“. | |
Schade, daß John Belushi den Spaß nicht mehr mitmachen konnte. Er wäre | |
bestimmt ein prima Geisterjäger geworden. | |
Karl Wegmann | |
1 Mar 1990 | |
## AUTOREN | |
karl wegmann | |
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