# taz.de -- Ein leuchtender Stern gegen den Fremdenhaß | |
> ■ Hunderttausende bei Münchner Lichterkette | |
München/Berlin (dpa) – Mit einer in der Bundesrepublik bisher beispiellosen | |
Lichterkette haben am Sonntag abend mindestens 300 000 Bürger in München | |
gegen Fremdenhaß, Rechtsradikalismus und Antisemitismus demonstriert. Diese | |
Resonanz der Aktion „München - eine Stadt sagt Nein“ überstieg alle | |
Erwartungen. In der bayerischen Landeshauptstadt drängten sich Männer, | |
Frauen und Kinder mit brennenden Kerzen, Lampions, Taschenlampen und | |
leuchtenden, gelben Luftballons in klirrender Kälte dicht an dicht entlang | |
des Altstadtrings und der sternförmig einmündenden Einfallstraßen. Zu dem | |
leuchtenden Signal am Nikolaustag läuteten die Glocken von knapp zwei | |
Dutzend Kirchen zehn Minuten lang. Nach einer halben Stunde in Schweigen | |
löste sich der Lichterstern ruhig und friedlich auf. Besatzungen von | |
vorsorglich bereitstehenden Feuerwehrwagen unterstützen die Aktion mit | |
eingeschalteten Blaulichtern. Die Polizei sprach von einer „grandiosen, | |
großartigen Veranstaltung ohne jede Störung“. | |
Aufgerufen zu der ungewöhnlichen Bürger-Aktion hatten vier junge Leute, die | |
schnell Unterstützung bei Unternehmen, Verwaltungen, Verbänden und | |
Behörden, aber auch bei Stammtischen, Kindergärten, Schulen und | |
Sportvereinen fanden. Prominente fanden sich in der Lichterkette zusammen | |
mit Bürgern, die niemals zuvor aus Protest auf die Straße gegangen waren. | |
Ministerpräsident Max Streibl, der „Symphatie“ für die Aktion bekundet | |
hatte, blieb der Demonstration fern; ihm war der Christkindlmarkt in seinem | |
Wahlkreis Bad Kohlgrub wichtiger. | |
Nach dem Vorbild Münchens wurden am Sonntag auch in 15 anderen bayerischen | |
Städten Lichterketten gebildet. London und Wien wollen dem Beispiel | |
Münchens folgen. Siehe auch Seiten 4 und 10 | |
7 Dec 1992 | |
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