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# taz.de -- Majestäten der Abgehobenheit
> ■ Die Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs präsentieren mit Leichte Teile ei…
> schnelle, unschrullige Version von Spielfreude
Es ließe sich vorstellen, daß sich die Rissener Gruppe aus tollkühnen
Gymnasiastenköpfen und dem einen oder anderen Gelegenheits-Acidhead dafür
interessiert hat, nach dem „Lieder-ohne-Sprech“-Album mit dem enigmatischen
Titel Keinseier, eine Platte aufzunehmen, die schnell und unschrullig
abgeht. Und zwar – nach allen anderen, die sich seit der Gründung von
Ostzonensuppenwürfel-machenkrebs, 1986, für rockende Rockmusik einsetzten –
ohne die dazugehörigen häßlich machenden Haltungen: stumpfes Feiern, wo
immer es geht, Grobheiten prinzipiell mögen, aber nur zu Leuten
unfreundlich sein, die es sowieso schon verdienen (zum Beispiel die
Plattencover-Zensiererin Tipper Gore und sonstige Mütter oder Väter) und
jegliche Politik für den Beginn eines Scheißspiels halten.
Bei den Leichten Teilen darf der Hörer als erstes an Spielfreude denken.
Spielfreude ist, wenn man sich seiner Sache so sicher sein kann, daß man
sich im Arrangement oder beim musikalischen Albern etwas herausnimmt, um
festzustellen, daß aus dem Albern beim Spielen etwas Morgenröteschönes
entsteht. Die andere Auffassung von Spielfreude schafft sich Platz, wenn
die Musiker ohne Rücksicht auf Verluste an Originalitätspunkten
drauflosspielen. Die Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs sind sich nach 10
Jahren ihrer Sache einigermaßen sicher und spielen, als gelte es, mit einer
Handvoll kompakter Stücke Begeisterung zurückzugeben, die beim Hören der
Platten anderer Bands aufkam.
Nach den Leichten Teilen warten nicht nur „Suppenwürfel-Die-Hards“ darauf,
daß diese gerngehörten Majestäten der Abgehobenheit weiterschreiten, um mit
dem weiterzumachen, was sie sonst immer am liebsten getan haben. Nämlich:
mit einer netten, riesigen Menge Material, das die Band einer Bearbeitung
unterzieht, wie sie nur wenigen gelingt, etwas Unmögliches anzufangen, bis
man die Musiker einzeln ohrfeigen und gleichzeitig zärtlich umarmen möchte.
Möglich, daß die Leichten Teile auch von nahem von einem ziemlich dicken
Brocken künden sollen. Und gegen psychologische Vorarbeiten kann ja keiner
etwas einwenden.
Kristof Schreuf mit Sand 8, Stella und den DJs Luka Skywalker, Schwarzes
Meer, Assam, Lion's Soundsystem: Fr, 5. Dezember, 21 Uhr, Planet, Große
Brunnenstraße 5a
5 Dec 1996
## AUTOREN
Kristof Schreuf
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