# taz.de -- Noch hält Grosny den Bomben stand | |
> Schwere Kämpfe um tschetschenische Hauptstadt dauern an. Moskau droht mit | |
> dem Einsatz noch stärkerer Waffen und stellt Bedingungen für | |
> Friedensverhandlungen. Westliche Journalisten wieder auf freiem Fuß | |
Moskau/Grosny (rtr/AFP/dpa) – Tschetschenische Kämpfer haben das Zentrum | |
von Grosny auch gestern gegen russische Angriffe verteidigt. Die | |
tschetschenische Hauptstadt wurde aus der Luft und aus der Umgebung | |
beschossen. Die russischen Truppen seien aber nicht weiter Richtung Zentrum | |
vorgerückt, erklärte ein Vertreter des tschetschenischen Präsidenten Aslan | |
Maskhadow. Der Kommandeur der russsischen Streitkräfte in Tschetschenien, | |
Viktor Kasanzew, versicherte, der Vormarsch Richtung Zentrum verlaufe „nach | |
Plan und in Etappen“. Der Weg sei vermint, sagte er der Zeitung | |
Nesawissimaja Gaseta. | |
Seit Beginn der russischen Offensive am ersten Weihnachtstag wurden nach | |
Angaben des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maskhadow „viele tausend | |
Zivilisten“ getötet. Die russischen Truppen hätten etwa 1.000 Soldaten und | |
bis zu 150 Panzer verloren, sagte er. Die Verluste der Verteidiger der | |
Stadt seien „minimal“. | |
Auch Ziele im Süden Tschetscheniens lagen weiter unter Feuer. Der | |
Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete von | |
heftigem Beschuss um das von den tschetschenischen Kämpfern kontrollierte | |
Wedeno. Itar-Tass und Interfax meldeten Gefechte zwischen Armee und | |
tschetschenischen Kämpfern an der Grenze zu Georgien. Die Aufständischen | |
hätten dort versucht, eine wichtige Versorgungsstraße zurückzuerobern. | |
Angesichts des heftigen Widerstands der tschetschenischen Kämpfer in Grosny | |
und den Bergen drohte Moskau mit dem Einsatz noch stärkerer Waffen. Die | |
russische Armee besitze „weit wirkungsvollere Mittel der Zerstörung“ als | |
die bislang eingesetzten Waffen, sagte Luftwaffenkommandeur Anatoli | |
Kornukow. Damit könnten die Rebellen „ausgelöscht“ werden. | |
Die russische Regierung forderte als Bedingung für Friedensverhandlungen | |
den eindeutigen Verzicht Tschetscheniens auf Unabhängigkeit. | |
Friedensgespräche könne es erst geben, wenn Tschetschenien anerkenne, dass | |
es ein unablösbarer Bestandteil der Russischen Föderation sei, sagte der | |
Vize-Chef der Kreml-Verwaltung, Igor Schabdurassulow, der russischen | |
Zeitung Rossijskije Westi. Nur in der Föderation seien „Elemente einer | |
Autonomie“ möglich. | |
Unterdessen kamen sechs spanische, britische und amerikanische Journalisten | |
sowie ein Georgier nach ihrer Festnahme am Mittwoch nahe Grosny wieder | |
frei. Die Streitkräfte hatten die Korrespondenten bei Perwomajskaja | |
festgesetzt, dem Inlandsgeheimdienst FSB übergeben und in das russische | |
Hauptquartier in Mosdok gebracht. Dort wurden sie stundenlang verhört. Die | |
Journalisten hätten keine Sonderakkreditierung für das Krisengebiet in | |
Tschetschenien gehabt, teilte das Militär mit. | |
31 Dec 1999 | |
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