| # taz.de -- wortwechsel: AfD-Stimmen in der taz?! „Das darf nicht wahr sein!�… | |
| > Ein Pro & Contra hat hohe Wellen geschlagen: „Wie umgehen mit der AfD: | |
| > Sollen wir mehr AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?“ Das geteilte Echo: ein | |
| > Pro & Contra der LeserInnen | |
| Bild: „München ist bunt!“ Demonstration im Juni 2023 zur Unterstützung de… | |
| „Umgang mit der AfD: Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben? Über die | |
| Frage, ob wir AfD-Wähler:innen in der taz mehr zitieren sollten, diskutiert | |
| die Redaktion seit Wochen heftig. Ein Pro & Contra“, taz vom 22. 11. 24 | |
| ## Contra | |
| Schauen Sie sich doch die Entwicklungen in Ländern wie Ungarn, Polen oder | |
| USA an. Dort wird mit Hilfe der freien Regeln des Rechtsstaates und der | |
| Presse dieser dann ausgehöhlt und zerstört. Meine Meinung, ob die AfD mehr | |
| zu Wort kommen soll ist eindeutig: Nein! Werden Sie kein Steigbügelhalter | |
| für Höcke und Weigel. Axel Wüster | |
| Dass ihr diese Frage diskutiert, lässt mich fassungslos zurück. Für mich | |
| ein Zeichen, dass der Rechtsruck in den Köpfen vor niemandem Halt macht. | |
| Alle Medien und Parteien machen derzeit den Fehler, zu sehr auf die | |
| Scheindebatten und das Agenda-Setting der Rechten einzugehen. Die taz | |
| versteht sich als linke Zeitung und sollte diesen Fehler nicht mitmachen. | |
| Name ist der Redaktion bekannt | |
| Nein, nein, nein! Wir protestieren gegen dieses Ansinnen. Die Verbreitung | |
| rechtsextremer „Wahrheiten“ ist bereits so intensiv in der Gesellschaft | |
| erreicht. Jeder trifft seine individuelle Entscheidung zum Programm der | |
| AfD, die taz informiert ständig über erschreckende Neuigkeiten dieser | |
| Partei. Wir brauchen keine Gedankenhilfe durch AfD-Anhänger in der taz! | |
| Maria und Franz Sitzmann, Berlin | |
| Ich bin einigermaßen geschockt, dass sich die taz jetzt diese Frage stellt. | |
| Ich dachte, die Diskussion sei seit 10 Jahren durch. Es war einer der | |
| Kardinalfehler des Journalismus, die Rechtfertigung von Gewalt als erlaubte | |
| „Meinung“ zu klassifizieren und den Rechten die Möglichkeit zu geben, | |
| medial auf Menschenfang zu gehen. Eure Verantwortung ist es auch, Menschen | |
| vor solchen Fallen zu schützen – schließlich werden auch nicht die | |
| Positionen von IS und Taliban hier wiedergegeben. | |
| Es ist keine hundert Jahre her, dass in diesem Land „auf 1.000 Jahre“ | |
| bewiesen wurde, dass Eigenverantwortung nicht funktioniert, wenn Parteien | |
| ihre Macht missbrauchen, um auf dem Rücken anderer Menschen Ängste zu | |
| schüren. Ein Nazi auf einer Bühne ist kein Diskussionsteilnehmer, sondern | |
| ein Multiplikator von Angst und Diskriminierung. | |
| Christian Clauser | |
| „Darin steckt mir zu viel Moral“, dieses Argument zauberte mir ein | |
| Stirnrunzeln ins Gesicht. Wirklich? Zu viel Moral? Ich dachte, die Leute, | |
| die Angst vor Moralvorstellungen haben, säßen alle bei der Welt? In Europa | |
| fällt vor allem Wallonien auf, wo auch durch den stabilen Cordon Sanitaire | |
| der dortigen Medien ein Rechtsruck vermieden wird. Diese Gelegenheit hat | |
| die deutsche Medienlandschaft leider verpasst. | |
| Die taz empfinde ich hier als wohltuenden Fels in der Brandung. Dass jetzt | |
| die Idee aufkommt, die Wählerschaft einer Partei zu Wort kommen zu lassen, | |
| die mit einem Bein im Verbot steht, entsetzt mich. Andreas Gruner, Berlin | |
| Ich glaub, es hackt! Der Tag, an dem das passiert, ist der Tag, an dem ich | |
| meinen Sohn auffordere, die von ihm für mich abonnierte print taz zu | |
| kündigen. Und von dem Tag an werde ich mich für die taz schämen. Dafür | |
| wurde die taz nicht gegründet. Gabi von Thun, taz Mitarbeiterin 1986–2017, | |
| Bremen | |
| False Balance der etablierten Medien hat doch erst mit dazu geführt, dass | |
| rechte Narrative normalisiert worden sind. Keine Bühne für Nazis und | |
| Faschisten. Ihr seid für sie die „Lügenpresse“, die sie am liebsten | |
| abschaffen wollen. Ich lade doch auch keinen Brandstifter in mein Haus ein | |
| und drücke ihm noch Streichholz und Benzinkanister in die Hand! Minelle auf | |
| taz.de | |
| ## Pro | |
| Richtet ein taz-Wiki ein, auf das nur Mitarbeiter der taz Schreibzugriff | |
| haben, aber jeder hat Lesezugriff. In den Artikeln kann man dann einfach | |
| auf den Wiki-Eintrag verweisen und jeder enthält die ganzen Details | |
| inklusive Quellenangabe. Lundril auf taz.de | |
| @Lundril: Die Idee mit dem taz-Wiki finde ich gut. Mir würde das die | |
| Vorbereitung einiger Diskussionen erleichtern. Es erweitert doch nicht | |
| meinen Horizont, nur im eigenen Überzeugungssaft zu schmoren. Bei einer | |
| Partei, die mittlerweile Wahlen gewinnt, möchte ich erfahren, wie ihre | |
| Wähler ticken. Das erwarte ich sogar von gutem Journalismus. Rero auf | |
| taz.de | |
| Man sollte den rechten Diskurs nicht laufen lassen, sondern einfangen. Die | |
| wirkungsvollste Propaganda der damaligen freien Welt soll „Der große | |
| Diktator“ gewesen sein. Hans-Friedrich Bär auf taz.de | |
| Meiner Erfahrung nach trägt Ausgrenzung und ferndiagnostische | |
| Pathologisierung von Diskurspositionen ganz entscheidend dazu bei, Menschen | |
| in die Arme der AfD zu treiben. Ob bei Einwanderungsdebatten, Corona, | |
| Genderdebatte oder Ukrainekrieg – jedes Mal werden Teile der Bevölkerung | |
| ausgegrenzt und denunziert, weil sie Ansichten oder Meinungen haben, die | |
| sich die AfD dann zu eigen macht. Viele dieser Leute sind oder waren mal | |
| links oder Mitte und haben gesinnungstechnisch nie was mit Rechtsradikalen | |
| gemein gehabt. | |
| Moralapostbote auf taz.de | |
| Bisherige Diskussionen hab ich immer als positiv empfunden, weil eben auch | |
| sehr konträr geschrieben wurde. Oft genug dachte ich nur: „Oh, Schreck!“ | |
| Aber das ist Demokratie. Nur so können Menschen erreicht und ernst genommen | |
| werden. Lasazar auf taz.de | |
| @Lasazar: Sind die jetzt über Nacht alle rechtsradikal geworden? Das | |
| bestimmt nicht. Wilhelm Heitmeyer hat schon vor 25 Jahren dieses Potenzial | |
| beschrieben. Und das war noch vor dem Hype der „sozialen Medien“, die mit | |
| ihrem Algorithmus den Extremismus befördern. | |
| Lesenundschreiben auf taz.de | |
| Ich würde mir eine medienübergreifende Strategie zum Umgang mit | |
| AfD-PolitikerInnen wünschen. Hier würde ich einen Beitrag (vielleicht sogar | |
| mit Vertretern mehrerer Zeitungen?) sehr interessant finden. Lisa Baer, | |
| Berlin | |
| 27 Nov 2024 | |
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