# taz.de -- Abtreibung in Uruguay: Parlament für Fristenregelung | |
> Uruguays Senat stimmt einer Legalisierung von Abtreibungen zu. Der linke | |
> Präsident Tabaré Vázquez will sein Veto einlegen, die katholische Kirche | |
> droht mit Ausschlüssen. | |
Bild: In Montevideo gab es am 3. November Demonstrationen gegen Abtreibung. | |
BUENOS AIRES taz In Uruguay hat das Gesetz über den straffreien | |
Schwangerschaftsabbruch die letzte parlamentarische Hürde genommen. Am | |
Dienstag stimmten 17 der 30 Senatoren für die Aufhebung des generellen | |
Schwangerschaftsabbruchsverbots. Nach dem neuen Gesetz kann eine Frau in | |
den ersten zwölf Wochen die Schwangerschaft abbrechen. Dabei trifft die | |
Frau die Entscheidung und legt dem behandelnden Arzt die Gründe dar. Das | |
Gesetz regelt die ökonomischen, sozialen oder familiären Bedingungen unter | |
denen ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt ist. Außerhalb des Zeitraums ist | |
ein Abbruch nur erlaubt, wenn eine Gefahr für das Leben der Mutter oder des | |
Fötus besteht. | |
Mit dem Gesetz wäre das kleine Land Vorreiter in Sachen Abtreibungsrecht in | |
Lateinamerika. Kein Wunder, dass die Katholische Kirche die Sturmglocken | |
gegen seine Annahme läutet. Der Erzbischof von Montevideo, Monseñor Nicolás | |
Cotugno, hatte gar all jenen, die für die Gesetzesvorlage stimmten, mit dem | |
Ausschluss aus der katholischen Kirche gedroht. | |
Die uruguayische Gesellschaft ist über die Abtreibungsfrage tief gespalten, | |
GegnerInnen wie BefürworterInnen der Lockerung hatten in den vergangenen | |
Monaten demonstriert. Nach den jüngsten Meinungsumfragen spricht sich | |
inzwischen eine Mehrheit von 57 Prozent der Bevölkerung für die Lockerung | |
des Abtreibungsrechtes aus. "Die jetzige Entscheidung ist ein historischer | |
Schritt," begrüßt Alejandra López, Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation | |
"Mujer y Salud en Uruguay" den Senatsbeschluss. "Erstmals haben beide | |
Kammern nach 70 Jahren, in denen eine Abtreibung in Uruguay einen Straftat | |
ist, für ein Gesetz gestimmt dass eine Straffreiheit zulässt." | |
Allerdings: Der von einer linken Koalition getragene Staatspräsident Tabaré | |
Vázquez hat wiederholt angekündigt, sein Veto gegen jedes Gesetz | |
einzulegen, das eine Lockerung des Abtreibungsverbots zulässt. Nur mit | |
einer Drei-Fünftel-Mehrheit könnte der Kongress das Veto des Präsidenten | |
überstimmen. Die ist jedoch nach dem bisherigen Abstimmungsverhalten der | |
Delegierten und Senatoren nicht in Sicht. Das Abgeordnetenhaus hatte die | |
Gesetzesvorlage letzte Woche mit der hauchdünnen Mehrheit von nur einer | |
Stimme verabschiedet. | |
Etliche Versuche, einen straffreien Schwangerschaftsabbruch gesetzlich | |
festzuschreiben, sind in den letzten Jahren gescheitert. Nach Schätzungen | |
von Frauenrechtsorganisationen werden jährlich rund 35.000 unerlaubte | |
Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. Die jetzige Gesetzesvorlage würde mit | |
einer Vorschrift aus dem Jahr 1938 Schluss machen, nach der eine Abtreibung | |
unter "jeglichen Umständen" strafbar ist. | |
13 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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