# taz.de -- 1,9 Millionen Euro Schadensersatz: Real IRA muss Opfer entschädigen | |
> Ein Gericht verurteilt vier führende Mitglieder der Real IRA wegen des | |
> Attentats in der Kleinstadt Omagh vom August 1998 mit 29 Toten zu hohem | |
> Schadensersatz. | |
Bild: Für das Attentat von Omagh im Jahr 1998 ist bis heute niemand verurteilt… | |
DUBLIN tazVier Mitglieder der nordirischen Real IRA sind am Montag von | |
einem Zivilgericht in Belfast für den schwersten Anschlag des | |
Nordirlandkonflikts zu Schadensersatz an die Familien der Opfer verurteilt | |
worden. Richter Declan Morgan sah es als erwiesen an, dass Michael | |
McKevitt, Liam Campbell, Seamus Daly und Colm Murphy dem Armeerat der Real | |
IRA angehören. | |
Die Organisation hatte sich 1998 von der Irisch-Republikanischen Armee | |
(IRA) aus Protest gegen den Friedensprozess und das Belfaster Abkommen vom | |
Karfreitag 1998 abgespalten. Am 15. August 1998 zündete die Real IRA in der | |
Hauptstraße der nordirischen Kleinstadt Omagh eine Autobombe, 29 Menschen | |
starben. Niemand ist für die Tat verurteilt worden. Deshalb strengten zwölf | |
Angehörige der Opfer im vorigen Jahr ein Zivilverfahren an, weil die | |
Beweislast in einem solchen Prozess weniger strikt gehandhabt wird. Richter | |
Morgan entschied, dass der Armeerat der Real IRA den Anschlag dirigiert | |
habe, und sprach den Angehörigen insgesamt 1,6 Millionen Pfund (1,9 Mio. | |
Euro) zu. Die Beweise beruhten auf Aussagen eines FBI-Agenten, der die Real | |
IRA infiltriert hatte, sowie zwei Handys, die von Campbell und Daly am Tag | |
des Anschlags benutzt wurden. | |
McKevitt, der als Gründer der Real IRA gilt, war bis 1998 Quartiermeister | |
der IRA. Er sitzt zurzeit in der Republik Irland eine 20-jährige Haftstrafe | |
wegen "Steuerung terroristischer Aktivitäten" ab - ein Straftatbestand, der | |
kurz nach dem Anschlag von Omagh ins Gesetz aufgenommen wurde. Der Anschlag | |
selbst konnte ihm von keinem Strafgericht nachgewiesen werden. | |
Das Urteil im Zivilprozess ist ein Präzedenzfall. Bisher sind mutmaßliche | |
Mitglieder von Terrororganisationen noch nie von den Angehörigen der Opfer | |
verklagt worden, weder in Nordirland noch sonst wo auf der Welt. Die | |
Angehörigen wollen das Geld mit Hilfe der irischen "Behörde für kriminelle | |
Vermögenswerte" eintreiben. Diese Behörde hat weitgehendere Befugnisse als | |
in den meisten anderen europäischen Ländern. Sie kann Vermögenswerte | |
beschlagnahmen, einfrieren oder verkaufen, wenn sie davon überzeugt ist, | |
dass sie aus terroristischen Aktivitäten stammen. | |
Der Fall wurde von einer Reihe anderer Terrorismus-Opfer mit Spannung | |
verfolgt. Mehrere Briten und US-Amerikaner, die durch IRA-Bomben verletzt | |
wurden, klagen zurzeit vor US-Gerichten gegen Libyen, das | |
Plastiksprengstoff an die IRA geliefert haben soll. | |
9 Jun 2009 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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