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# taz.de -- Die Jogginghose: Blut, Pisse, Hitlergruß
> Auch das NSU-Trio trug Jogginghose: Das Schlabberbeinkleid ist ein
> verbrecherisches Kleidungsstück und genießt in Deutschland kein hohes
> Ansehen. Zu Recht!
Bild: Nicht nur am 20. Januar, dem internationalen Tag der Jogginghose, ist das…
Die Jogginghose genießt kein hohes Ansehen in Deutschland. Schon 2002 gab
Thilo Sarrazin in einem Interview mit der taz zu bedenken, dass nirgendwo
so viele Leute „öffentlich in Trainingsanzügen herumschlurfen wie in
Berlin“.
Wie zum Beispiel Müntefering, den ich manchmal sehe, wie er sich mit 70
noch über das Pflaster quält, natürlich mit Trainingsanzug. Zur
Ehrenrettung Münteferings muss gesagt werden, dass es einen Unterschied
macht, ob man Jogginghosen als Kleidungsstück trägt oder als geistige
Gesinnung, wie Sarrazin das tut.
Der Jogginghose zu ihrem Durchbruch verholfen hat Harald Ewert. Er hat es
mit ihr zum Coverboy auf viele nationale und internationale Blätter
geschafft. Diese Jogginghose feiert nun 20-jähriges Jubiläum. In das
Deutsche Museum Kohls hat es die wohl berühmteste Jogginghose Deutschlands
(echt nur mit dem gelben Fleck vorne drauf) aus unerfindlichen Gründen
nicht geschafft.
Damals vor 20 Jahren jedenfalls stand Harald Ewert mit Hitlergruß vor dem
Ausländerwohnheim in Rostock-Lichtenhagen und unterstützte die Menge
moralisch in ihrem Tun, zu dem er selber aus alkoholbedingten Gründen nicht
mehr in der Lage war, nämlich das Wohnheim in Flammen aufgehen zu lassen
und die Bewohner gleich mit.
## NSU-Trio trug Jogginghose
Harald Ewert betonte, dass er „kein Nazi“ und ihm der Arm „ganz
automatisch“ zum Hitlergruß hochgegangen sei, aber er gab auch zu bedenken,
dass „die Ausländer sich anständig benehmen“ sollten. Und rein
weltanschaulich betrachtet, ist der Unterschied zwischen Ewert und Sarrazin
nicht sehr groß, außer dass Sarrazin seine Meinung mit lustigen Statistiken
belegt und ansonsten auf unhaltbaren Äußerungen mit einer erstaunlichen
Starrsinnigkeit beharrt.
Insofern ist es nur logisch, dass auch das NSU-Trio Jogginghose trug. Das
hat man jetzt herausgefunden, weil man an ihr Blutspuren der erschossenen
Polizistin Kiesewetter entdeckt hat und in den Taschen zwei Taschentücher,
die Uwe Mundlos zugeordnet werden konnten. Passend dazu werden Jogginghosen
mit der Aufschrift „Blutbad“ angeboten.
Erstaunlich ist, dass die Jogginghose trotz der Ablehnung der Verbrechen,
die in ihr begangen wurden, immer noch eins der beliebtesten
Kleidungsstücke der Unterschichtsdeutschen ist. Und das, obwohl selbst
Wolfgang Joop sie nicht gut findet. Herr Joop trägt lieber Stützstrümpfe,
wie er in einem Interview mal verraten hat. Das steht Deutschland aber ja
sowieso bevor: ein Volk in Stützstrümpfen. Das sind ja wohl mal gute
Nachrichten.
13 Aug 2012
## AUTOREN
Klaus Bittermann
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