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# taz.de -- Olympia – Gewichtheben: Das Auge hebt mit
> Die Weltmeisterin Li Xueying gewinnt Gold. Interessanter aber ist die
> Zweitplatzierte: Eine gewisse Pimsiri Sirikaew, an der nichts feminin
> wirkt – außer einem unscheinbaren Ohrring.
Bild: Silber für Pimsiri Sirikaew aus Thailand: Achten Sie nicht auf die Beule…
Die Startbedingungen: Das Ding muss hoch und bei gestreckten Armen gehalten
werden – und zwar so lange, bis man das Gewicht „beherrscht“. Klingt
einfach und ist es auch. Aber man muss es können.
Die Entscheidung: Die Chinesin Li Xueying, sie ist amtierende
Weltmeisterin, gewinnt das Reißen, jene Diszplin, bei der man die Hanteln
in einem Zug in die Luft heben muss. Sie schafft 108 Kilo schafft, einen
neuen olympischen Rekord. Ihr Gesichtsausdruck wirkt dabei so, als wolle
sie sagen: Los, gebt mir mehr, ich will mehr, mehr! Im Stoßen, also der
Disziplin, bei der man im zunächst die Hanteln auf die Brust oder die
Schultern legt und erst danach in die Luft hebt, bringt sie es auf 138
Kilo. Das macht zusammen 249 Kilo, auch das ein neuer olympischer Rekord.
Zweite wird Pimsiri Sirikaew aus Thailand, dritte die Ukrainerin Yulia
Kalina, was mit einem Fragezeichen verbunden ist. Denn keine ukrainische
Gewichtheberin musste sich in diesem Jahr einer Dopingkontrolle
unterziehen. Die hübschesten Teilnehmerinnen – Rattikan Gulnoi aus Thailand
oder Eun-Hye Yang aus Taiwan – schaffen es nicht auf die Medaillenränge.
Schade ist das schon. Das Auge hebt schließlich mit.
Das Drama: Die Kolumbianerin Lina Marcela Rivas liegt nach dem Reißen
zusammen mit einer Weißrussin auf Platz fünf. Im Stoßen legt sie zunächst
120 Kilo auf. Erster Versuch: Sie scheitert. Zweiter Versuch: Es klappt
wieder nicht, Rivas verletzt sich offensichtlich, verschwindet kurz hinter
dem Podest. Ihr Gesicht ist schmerzverzerrt, sie weint – und rennt noch mal
aufs Podest zurück. Aber in dem Moment, als sie heben will, ertönt die
Stechuhr. Die Zeit ist abgelaufen. Dritter Versuch: Ihre Tränen sind noch
nicht getrocknet und doch kriegt sie die Hanteln in die Luft. Aber nur für
einen Sekundenbruchteil. Dann bricht sie unter der Last der 120 Kilo
zusammen.
Die Schlussfolgerung: Gewichtheben der Frauen bleibt eine der schönsten
Disziplinen der Spiele. Nach der süßen Kasachin [1][Sulfija Tschinschanlo]
in der Gewichtsklasse bis 53 Kilo am Sonntag und Li Xueying am Montag geht
es am Dienstag mit der Klasse bis 63 Kilo weiter: 16.30 Uhr, Europsort. Und
keine Sorge: Der Moderator hat auch nur unwesentlich mehr Ahnung als der
unwissende Zuschauer, lässt sich die Regeln aber gern von einem ehemaligen
Gewichtheber erklären.
Und sonst? Rattikan Gulnoi stammt aus Thailand, sieht hinreißend gut aus,
und hebt 234 Kilo. Sie wird Vierte. Pimsiri Sirikaew kommt ebenfalls aus
Thailand und wird Zweite, sieht aber nicht halb so gut aus. Und vor allem:
Sie sieht als einzige der gesamten Konkurrenz beim besten Willen nicht wie
eine Frau aus. Feminin ist nichts an ihr, außer einem kleinen Ohrring. Man
hätte vermutet, dass das vielleicht genügt, um Dorfpolizisten in
Mecklenburg-Vorpommern zu täuschen, aber nein, auch dem Internationalen
Olympischen Komitee hat der Ohrring ganz offensichtlich gereicht, um
Sirikaew durch den offiziellen Gendertest zu winken.
War das alles? Ach ja, einmal mehr gilt: Auch [2][Deutsche unter den
Teilnehmerinnen]: Christin Ulrich hebt insgesamt 207 Kilo, was zwar einen
neuen deutschen Rekord bedeutet, am Ende aber nur für Platz 13 reicht. Das
[3][deutsche Olympia-Elend] geht weiter.
30 Jul 2012
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## AUTOREN
Deniz Yücel
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