| # taz.de -- Kolumne Pressschlag: Der Vater Teresa vom Tegernsee | |
| > Den jüngsten Meistertitel hat Borussia Dortmund nur Bayern-Präsident Uli | |
| > Hoeneß zu verdanken. Für den Managerfuchs ist das eine echte | |
| > Win-Win-Situation. | |
| Bild: 60 Jahre und immer noch der freundlichste Mensch der Welt: Uli Hoeneß. | |
| Sicher, die Witterung legt es nahe und es wäre verlockend, es deshalb zu | |
| tun, doch hier wollen heute einmal nicht Diskussionen über jenen Mann | |
| anregen, der als Loden-Kalle die Fußballwelt in Atem hält, obschon dessen | |
| letzter Auftritt auf diesen Seiten schon eine Weile zurückliegt, | |
| [1][damals, im Frühling], als Karl-Heinz-Rummenigge die Sorgen äußerte, ob | |
| er Manuel Neuer von Schalke bekommen wird. | |
| Heute soll es um einen Mann gehen, der die größtmöglichste Wertschätzung | |
| des Loden-Kalle genießt, denn zum 60. Geburtstag fuhr Loden-Kalle ganz | |
| schweres Kaliber auf: "Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson | |
| Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager." | |
| Zwar verriet Rummenigge bedauerlicherweise nicht, ob und wo Hoeneß einmal | |
| für ein paar Jahrzehnte eingesessen hat, und vielleicht war ihm im | |
| Augenblick der Feier gar nicht bewusst, dass auch ein Mann wie Hoeneß | |
| biologische Grenzen kennt und deshalb bestenfalls der geistige Vater von | |
| seinem alten Kumpel SPD-Willi-Lemke ist. Aber eines kam ganz sicher gut | |
| raus. Denn was er sagen wollte, das ist schon klar: Hoeneß ist eine Klasse | |
| für sich. | |
| Erfolgreich, versiert, beliebt – und ein Wohltäter obendrein, und zwar aus | |
| Passion. Gerne hilft er aus, wenn Not am armen Mann ist. Das durfte nicht | |
| nur der FC St. Pauli erfahren, dem die Bayern ein Benefizspiel spendierten, | |
| auch der Lokalrivale 1860 München konnte sich über bayrische Generosität | |
| freuen, die allerdings nicht ganz uneigennützig war: Beide Klubs sind | |
| miteinander durch das neue Stadion verbunden. | |
| Bisher nicht bekannt war, dass Hoeneß auch im Verborgenen segensreich | |
| gewirkt hat, ja man kann sogar behaupten, dass er auch außerhalb Münchens | |
| ein Meistermacher ist. Denn nach dem letzten Spieltag, der die Bayern die | |
| Tabellenführung kostete, gewährte Hoeneß einen Einblick in die bayrische | |
| Buchhaltung – und förderte ein Detail zutage, das viele sprachlos machte. | |
| ## 2 Millionen – ohne Sicherheit | |
| Denn Hoeneß offenbarte, dass er der leibhaftige Retter der Dortmunder | |
| Borussia ist, die 2005 am Rand des Ruins stand: "Als sie nicht mehr | |
| weiterwussten und die Gehälter nicht mehr zahlen konnten, haben wir ihnen | |
| ohne Sicherheit 2 Millionen Euro gegeben für einige Monate." Die | |
| Süddeutsche Zeitung nannte das Kind beim Namen: Kein anderer als Hoeneß sei | |
| dafür verantwortlich, dass die Borussia in ihrer heutigen Form als | |
| Aktiengesellschaft "noch existiert". | |
| Das hat auch für die Bayern handfeste Vorteile, denn dank der Borussia ist | |
| die Bundesliga nicht langweilig - auch das ist letztlich das Verdienst der | |
| Bayern, denn ohne die Finanzspritze aus München gäbe es die Borussia ja | |
| nicht mehr. | |
| Insofern wird es Hoeneß sicher nicht allzu krumm genommen haben, dass die | |
| Dortmunder 2011 Meister geworden sind. Denn ein bisschen ist er es ja auch. | |
| Und er wäre es auch in diesem Jahr, sollten die Bayern wiederum hinter den | |
| Dortmundern ins Ziel rauschen. In Wirtschaftskreisen nennt man so etwas | |
| Win-win-Situation. Typisch Hoeneß eben. | |
| 10 Feb 2012 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Osterhaus | |
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