# taz.de -- OFF-KINO: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet | |
Er tue genau die Dinge, die er immer getan habe, nur die Umstände hätten | |
sich eben verändert, verteidigt der Cowboy Gay Langford (Clark Gable) | |
gegenüber seiner entsetzten Geliebten Roslyn Taber (Marilyn Monroe) die | |
Tatsache, dass die Mustangs, die er einfangen will, nicht als Reittiere, | |
sondern als Hundefutter in der Dose enden sollen. Langfords eindringliches | |
Festhalten an seinem Lebensstil gehört zweifellos zu den einprägsamsten | |
Szenen in John Hustons modernem Westerndrama „The Misfits“, das 1960 nach | |
einem Drehbuch von Arthur Miller entstand. Der Schriftsteller hatte dazu | |
eine 1957 veröffentlichte Kurzgeschichte umgearbeitet, in der er eigene | |
Erlebnisse verarbeitet hatte, nachdem er eine Weile mit drei Cowboys durch | |
die Gegend gezogen war. Es verwundert daher nicht, dass die Beschreibung | |
der Lebensumstände von Gay und seinen Freunden Perce (Montgomery Clift) und | |
Guido (Eli Wallach) auch im Film zu den gelungensten Passagen gehört: das | |
Driften von Hilfsjob zu Hilfsjob und von Rodeo zu Rodeo, der Mangel an | |
Geld, doch zugleich auch das Beharren auf der Illusion von der | |
individuellen Freiheit. Am Ende kann sich Langford dann doch aus seiner | |
Lebenslüge befreien: Er fängt den Hengst (weil ein Cowboy nun einmal tut, | |
was er zu tun hat), lässt ihn aus Liebe zu Roslyn wieder frei und fährt mit | |
ihr „nach Hause“. | |
Eine Schreibmaschine. Die Typen hämmern ein Datum auf das Papier, „June, | |
17, 1972“, und jeder einzelne Anschlag klingt wie ein Schuss. Vom ersten | |
Moment an macht „Die Unbestechlichen“ (1976) deutlich: Die Schreibmaschine | |
kann eine Waffe sein. Bob Woodward (Robert Redford) und Carl Bernstein | |
(Dustin Hoffman), zwei junge Reporter der Washington Post, decken den | |
Watergate-Skandal auf. Und weil man den Ausgang der Geschichte längst | |
kennt, ist der Weg das Ziel: Materialauswertungen, Telefonate, Befragungen, | |
mehr Telefonate, mehr Befragungen. Seine Spannung bezieht „Die | |
Unbestechlichen“ vor allem aus einer gelungenen Kombination von | |
Authentizität und großem Schauspielerkino: Zum einen hält sich der Film an | |
die historischen Fakten und verdeutlicht die Sisyphusarbeit der Reporter, | |
zum anderen besteht ein nicht unbeträchtlicher Teil des Vergnügens darin, | |
den Weltstars Redford und Hoffman zuzusehen, wie sie ihren zumeist | |
unwilligen Gesprächspartnern derart trickreich Brücken bauen, dass selbst | |
Schweigen plötzlich beredt wirkt.Wie Bernstein eine eingeschüchterte | |
Buchhalterin des „Komitees zur Wiederwahl des Präsidenten“ besucht, seinem | |
„Opfer“ immer näher rückt und es schließlich zum Reden bringt, ist ein | |
Kabinettstück für sich. | |
Seine Art, mit Arroganz und teuflischem Charme den Eindruck totaler | |
Souveränität zu vermitteln, hinter der sich unvermittelt psychische | |
Abgründe auftun können, machte Dirk Bogarde zu einem der interessantesten | |
Schauspieler der 1960er- und 1970er-Jahre. Viele seiner Rollen hat er auf | |
diese Weise gespielt. So auch den scheinbar perfekten Diener in Joseph | |
Loseys „The Servant“ (1963), der zunehmend die Gewalt über seinen | |
charakterschwachen Herrn erlangt. LARS PENNING | |
„The Misfits“ (OmU) 10. 9. im Filmmuseum Potsdam „Die Unbestechlichen“ | |
(OmU) 10. 9. im Babylon Mitte „The Servant“ (Der Diener) 5. 9.–6. 9. im | |
Filmkunst 66 1/2 | |
4 Sep 2008 | |
## AUTOREN | |
LARS PENNING | |
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