# taz.de -- Meuterei in Manila beendet | |
> Nach einem Tag brechen mehrere dutzend Soldaten ihre Besetzung eines | |
> Wohn- und Geschäftshauses in der philippinischen Hauptstadt ab. Sie | |
> hatten gegen Korruption protestiert und den sofortigen Rücktritt der | |
> US-hörigen Regierung gefordert | |
von NICOLA GLASS | |
Es war am Sonntag gegen drei Uhr morgens philippinischer Zeit: Mehrere | |
dutzend bewaffnete Soldaten waren in den Wohn- und Geschäftskomplex | |
Glorietta nahe des Finanzbezirks in der Hauptstadt Manila eingedrungen. Die | |
Soldaten, die sich im Gebäude verschanzten, sollen zudem den gesamten | |
Komplex vermint haben. Sie erklärten sich zu „Soldaten der Nation“, die f�… | |
ihre Aktion notfalls auch zu sterben bereit seien. Am späten | |
Sonntagnachmittag gaben die Soldaten auf. Staatspräsidentin Gloria Arrayo | |
erklärte die Rebellion für beendet. | |
Kurz vor der Geschäftshausbesetzung hatten die Meuterer mehrere Ausländer, | |
die sich dort in ihren Wohnungen aufgehalten hatten, freigelassen. Einer | |
der Soldaten sagte zu Reportern, die Ausländer seien nicht festgehalten | |
worden: „Wenn sie gehen wollen, können sie gehen.“ | |
„Wir wollen nicht die Macht übernehmen“, ließ einer der Aufständischen, | |
Navy-Leutnant Antonio Trillanes, vor Journalisten in Manila verlauten. Dies | |
sei kein Putsch, man wolle mit dieser Aktion vor allem gegen die überall | |
wuchernde Korruption im Lande protestieren. Auch forderten die | |
Aufständischen den Rücktritt der jetzigen Regierung. Präsidentin Arroyo, | |
die den Meuterern ein Ultimatum bis fünf Uhr philippinischer Zeit gestellt | |
hatte, ließ dieses zunächst um zwei Stunden und dann nochmals um | |
unbestimmte Zeit verlängern. Der nationale Sicherheitsberater Roilo Golez | |
sagte, er setze auf eine friedliche Lösung. Er verglich die Lage sogar mit | |
dem Putschversuch gegen die damalige Präsidentin Corazon Aquino im Jahr | |
1989. | |
In den späten 80er-Jahren hatten sich immer wieder Teile des Militärs gegen | |
die Regierung erhoben. Der Sprecher der Aufständischen, Leutnant Trillanes, | |
bewertete diesen Umstand bereits als „moralischen Sieg“. Denn die Aussage | |
Golez’ konterkarierte die Stellungnahme der Regierung, dass man alles | |
„unter Kontrolle“ habe. | |
Auch wenn es sich nur um einen sehr kleinen Kreis in der 120.000 Mann | |
starken philippinischen Armee handelt, erfolgte der Aufstand in einer | |
innenpolitisch brisanten Zeit: Bereits am Samstag hatte Regierungschefin | |
Arroyo nach rund 70 Offizieren und Deserteuren fahnden lassen, nachdem | |
schon Wochen zuvor Gerüchte die Runde gemacht hatten, dass Teile des | |
Militärs Putschversuche gegen die Regierung planten. Die unterbezahlten, | |
meist schlecht ausgestatteten Streitkräfte sollen unzufrieden mit dem allzu | |
langsamen inneren Reformen sein. Die Meuterer warfen der Regierung zudem | |
vor, sie verkaufe heimlich Waffen an muslimische Extremisten und schüre | |
damit künstlich die Gefahr von Terroranschlägen. | |
Beweise für ihre Behauptungen legten die rebellischen Soldaten nicht vor. | |
Vielen ist auch Arroyos anbiedernde Haltung den USA gegenüber ein Dorn im | |
Auge. Zudem beschwerten sich die Meuterer, dass die Regierungschefin nur | |
nach einem Vorwand suche, um das Kriegsrecht verhängen und so nach den im | |
Mai anstehenden Wahlen an der Macht bleiben zu können. | |
Die Präsidentin hatte Polizei und Militär aufgerufen, „sofort die nötigen | |
Maßnahmen und Aktionen zu ergreifen, um die Rebellion zu beenden“. Die | |
Aufständischen forderte sie auf, sich zu ergeben, ansonsten müssten sie die | |
vollen Konsequenzen ihrer Handlungen tragen. | |
Die USA und Australien verurteilten den Aufstand als Versuch, die | |
philippinische Regierung zu destabilisieren. Ein Sprecher der US-Botschaft | |
in Manila erklärte gestern, Washington stehe voll hinter Arroyo. Die | |
Philippinen gelten als treuer US-Verbündete im Kampf gegen den | |
internationalen Terrorismus. | |
meinung und diskussion Seite 12 | |
28 Jul 2003 | |
## AUTOREN | |
NICOLA GLASS | |
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