# taz.de -- Erwin Teufel gibt sich frisch und munter | |
> Baden-Württembergs Regierungschef verjüngt sein Kabinett. Ob er nach 2006 | |
> weitermacht, bleibt offen | |
BERLIN taz ■ Früher als erwartet hat der baden-württembergische | |
Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) sein neues Kabinett vorgestellt. | |
Teufel besetzte gestern in Stuttgart vier von elf Ministerposten neu. In | |
Baden-Württemberg waren in den letzten Tagen immer mehr Spekulationen | |
aufgekommen, wie die Posten im Ministerrat verteilt werden könnten. Teufel | |
reagierte, indem er die Umbesetzungen vorzog. Ursprünglich waren sie für | |
die kommende Woche angekündigt worden. Die Opposition zeigte sich wenig | |
beeindruckt. „Von Energie und Aufbruch keine Spur“, charakterisierte der | |
SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Drexler das neue Kabinett. | |
Die Umbildung war durch den Rücktritt von Wirtschaftsminister Walter Döring | |
(FDP) im Zusammenhang mit einer Spendenaffäre notwendig geworden. Für | |
Döring wird der bisherige FDP-Fraktionsvorsitzende Ernst Pfister an der | |
Spitze des Wirtschaftsministeriums stehen. Überraschend ist der Aufstieg | |
der 34-jährigen CDU-Bundestagsabgeordneten Tanja Gönner an die Spitze des | |
Sozialministeriums. Sie löst als weitgehend unbekannter Neuzugang Friedhelm | |
Repnik (CDU) ab, der zur Staatlichen Toto-Lotto GmbH wechseln wird. Teufel | |
sagte über die Aufsteigerin, sie sei eines der hoffnungsvollsten | |
Nachwuchstalente der CDU. | |
Bereits seit längerem war bekannt, dass Innenminister Thomas Schäuble (CDU) | |
seinen Stuhl räumen würde. Er wird als zukünftiger Chef der landeseigenen | |
Brauerei „Rothaus“ gehandelt. Für Schäuble rückt der bisherige | |
Staatsekretär Heribert Rech (CDU) nach. Nachfolger des amtsmüden Umwelt- | |
und Verkehrsministers Ulrich Müller (CDU) wird sein Staatssekretär Stefan | |
Mappus (CDU). | |
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Drexler kritisierte am verjüngten | |
Kabinett, dass die Chance verpasst worden sei, „große Köpfe“ ins Kabinett | |
zu holen. Die Vergabe von hoch dotierten Jobs an die ehemaligen Minister | |
Repnik und Schäuble werde zudem nur den allgemeinen Unmut über die Politik | |
steigern, sagte Drexler. | |
Im Hintergrund der Kabinettsumbildung steht die Frage, ob Teufel 2006 noch | |
einmal zum Landtagswahlkampf antreten wird. Doch die wird mit der | |
Kabinettsumbildung noch nicht beantwortet. Der verjüngte Ministerrat mit | |
der Überraschungskandidatin Ursula Gönner könnte jedoch ein Indiz dafür | |
sein, dass Teufel weitermachen will. Der Ministerpräsident bleibt dabei, | |
dass die Entscheidung über die Spitzenkandidatur in der Union erst im | |
Frühjahr 2005 fallen wird. Winfried Kretschmann, Fraktionschef der Grünen | |
im Landtag, sagte, die Kabinettsumbildung bringe keinen neuen Schub, | |
sondern sei lähmend. „Teufel hat wieder einen wichtigen Augenblick | |
verpasst, die Personaldebatte um seine Person endlich zu beenden“, erklärte | |
Kretschmann. PATRICK GRIESSER | |
8 Jul 2004 | |
## AUTOREN | |
PATRICK GRIESSER | |
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