# taz.de -- Aus dem Reich des lieben Papstes: „Auf, lasst uns nach Hause gehe… | |
> Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Mützenträger Benedikt | |
> XVI., der es sich von nun an in den ausgetretenen Schuhen des Fischers | |
> gemütlich machen darf | |
Am Dienstag haben die Kardinäle der Mutter Kirche in Rom den lieben | |
Kollegen Ratzinger zum neuen Papst auserkoren. Dieses große historische | |
Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, um die schönsten Anekdoten aus dem | |
Leben Benedikt XVI. zu erzählen. | |
*** | |
Einmal wollte Kardinal Ratzinger eine heilige Messe lesen. Kurz bevor er | |
vor die Gläubigen trat, bemerkte ein Messdiener, dass der spätere Pontifex | |
vergessen hatte, sich seine Kardinalskappe aufzusetzen, und er machte ihn | |
auf den Fauxpas aufmerksam. Kardinal Ratzinger eilte zurück in die | |
Sakristei, um seine Kappe zu holen, kehrte jedoch nicht wieder zurück. Was | |
war geschehen? Ganz in Gedanken hatte Joseph Kardinal Ratzinger in der | |
Sakristei sein Messgewand aus- und sein Alltagsgewand angezogen und war | |
nach Hause gelaufen. Die Gläubigen in der Kirche warteten vergebens auf | |
ihn. | |
*** | |
Bei seinem ersten offiziellen Fototermin ließ der neue Papst die | |
versammelte Fotografenschar einige Minuten warten. Ungeduldig skandierten | |
die Fotografen daraufhin: „Papa Ratzi, Papa Ratzi …“. Als Bendedikt XVI. | |
den Audienzsaal betrat, zollte er den Klatschknipsern Beifall für ihr sehr | |
gelungenes Wortspiel. | |
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Wenn Bendikt XVI. sich gerade mit komplizierten theologischen Problemen | |
auseinander setzt, dann leidet er oft unter unruhigem Schlaf. Es kann dann | |
sogar passieren, dass er nächtens schlafwandelt. Meistens geht er bei | |
solchen Gelegenheiten in Trance zum Kühlschrank und isst einige Hanutas, | |
die seine Haushälterin aus unbestimmten Gründen dort verwahrt. Immer wenn | |
Benedikt XVI. dann am nächsten Morgen in der Küche die leeren | |
Hanuta-Packungen findet, weiß er genau, was in der Nacht zuvor geschehen | |
ist. | |
*** | |
Als der Kardinal Ratzinger einmal zu Weihnachten in seinem heimatlichen | |
Marktort Marktl am Inn zu Besuch weilte, kam er an einem Haus vorbei, aus | |
dessen Garten ein lautes Hallo drang. Der Kardinal wurde ein wenig | |
neugierig und ging um den Jägerzaun herum, der das Haus von der Straße | |
abtrennte, und blickte in den Garten. Dort aber sprangen vier Männer | |
splitterfasernackt über die schneebedeckte Wiese. Aus der Tür eines | |
Holzhäuschens drangen dichte Nebelschwaden, und die Männer hatten sich | |
offenbar nach einem Saunagang abkühlen wollen. „Ihr Schlingel“, rief der | |
darüber fröhlich gewordene Kardinal Ratzinger den Flüchtenden hinterher und | |
ging seines Weges. | |
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Als Kardinal Ratzinger noch ein junger Mann auf dem Priesterseminar war, da | |
verlangten seine Kommilitonen eine Mutprobe von ihm. Also fragte der | |
künftige Pontifex maximus seinen Lehrer im Unterricht, ob er heute früher | |
gehen dürfe, er müsse zunächst noch Rollschuhe kaufen und danach mit | |
offener Soutane die Hauptstraße hinunterrasen. Der Lehrer, ein gutmütiger | |
Jesuit, lachte und ließ den Schelm Joseph ziehen. Er kannte seine | |
Pappenheimer, war er doch selbst einst Seminarist. | |
*** | |
Joseph Kardinal Ratzinger schlenderte gern inkognito durch die Altstadt von | |
Regensburg. Eines Tages bemerkte er am Fischmarkt vor dem Gasthaus „Alte | |
Münz“ ein weinendes Kind. Es war dem Buben ein komisches Bilderheft in eine | |
Regenpfütze gefallen. Kardinal Ratzinger bückte sich, hob das Heft auf, | |
blickte auf den bunten Einband mit dem Schriftzug „Batman“ und zitierte | |
schmunzelnd den letzten Buchtitel seines baldigen Vorgängers, Papst | |
Johannes Paul II.: „Auf, lasst uns nach Hause gehen!“ Da weinte das | |
Kindlein schon nicht mehr. | |
*** | |
Der Sportsfreund Ratzinger sah sich einmal ein Fußballspiel an, bei dem der | |
Jahn Regensburg ausnahmsweise siegreich war. Da soll er aufgesprungen sein | |
und laut gejubelt haben: „Und es gibt doch einen Fußballgott!“ | |
*** | |
Ein Hund namens Lux bellte den Kardinal Ratzinger bei einem Spaziergang | |
durch das abendliche Rom an. „Ja weißt du denn nicht, wen du vor dir | |
hast?“, lächelte der bald Benedikt XVI. Gerufene. Der Hund trollte sich. | |
*** | |
An einem anderen Abend war Kardinal Ratzinger bei seinem Papst zu einem | |
Gespräch eingeladen. Dabei wollten die beiden Männer Gottes sich an einem | |
Gläschen Rotwein gütlich halten. Doch die Flasche ging partout nicht auf, | |
der Korken lockerte sich keinen Millimeter. Da fragte Kardinal Ratzinger | |
mit einem Blick auf die Flasche verzweifelt: „Wie kann Gott dies zulassen?“ | |
*** | |
Kaum hatte Joseph Kardinal Ratzinger an einem schönen Frühlingstag wandernd | |
den oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting erreicht, da schmerzten ihm die | |
müden Füße. Doch dann flog ein Spatz auf seine Schulter und tirilierte. Von | |
dem frommen Wandersmann fiel alle Müdheit ab, und er besah sich den Vogel | |
näher, in dem er für einen Augenblick die alte Frau Otilie Wandsgreber aus | |
Marktl am Inn zu erkennen glaubte. Dem war aber wohl nicht der Fall. | |
*** | |
Anlässlich seines 50. Geburtstags hatte Kardinal Ratzinger geplant, mit 50 | |
Gästen zu feiern. Als dann der eine oder andere Geladene an diesem Termin | |
verhindert war, bat er entfernte Verwandte sowie die Familie eines | |
Einzelhändlers zu seinem Fest. Weitere Absagen und eine erneute Erweiterung | |
der Gästeliste führten schließlich dazu, dass an seinem Ehrentag 56 | |
Personen auftauchten. Einige von ihnen hatte Joseph Kardinal Ratzinger noch | |
nie zuvor gesehen – er ließ sich jedoch nichts anmerken. | |
*** | |
Als junger Student fiel der spätere Papst oft durch seine Scherze auf. In | |
der Mensa rief er zum Beispiel fast täglich: „Habemus Kartoffelmus!“ | |
Irgendwann war das nicht mehr so lustig. | |
*** | |
Oft schaltete Kardinal Ratzinger die Flimmerkiste nicht an, aber wenn, sah | |
er seine Lieblingssendung „Drei Engel für Charlie“. Besonders der blonde | |
Engel hatte es ihm angetan, erinnerte ihn die junge Dame aus dem fernen | |
Amerika doch an die Mutter Gottes, wie der Kardinal seinem wohlig | |
schaudernden Sekretär noch lange vorschwärmte. | |
AUFGEZEICHNET VON MICHAEL | |
RINGEL, CAROLA RÖNNEBURG, | |
CORINNA STEGEMANN | |
21 Apr 2005 | |
## AUTOREN | |
MICHAEL RINGEL / CAROLA RÖNNEBURG / CORINNA STEGEMANN | |
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