Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- 18-jähriger Deutsch-Franzose in Iran verschwunden
Aus Paris Rudolf Balmer
Seit dem 16. Juni haben die Eltern des 18-jährigen Lennart Monterlos keine
Nachricht mehr von ihrem Sohn, der mit dem Fahrrad auf einer Reise durch
Europa und Asien unterwegs und zuletzt in der Nähe der iranischen Stadt
Isfahan war. Die Angehörigen und Freunde des Jugendlichen, der neben der
französischen Staatsangehörigkeit auch einen deutschen Pass besitzt, sind
höchst beunruhigt wegen des spurlosen Verschwindens.
Lennart Monterlos hatte eine Radtour von Frankreich nach Japan und zurück
nach Besançon geplant und von unterwegs auf Instagram regelmäßig Videos
publiziert, in denen er sich anscheinend auch über regelmäßige Warnungen
vor möglichen Risiken lustig machte. „Gut, das ist nicht gerade die Côte
d’Azur, aber …“, heißt es in einem Post aus Iran, wo er sich seit Ende
November 2024 aufhielt. Seinen letzten Beitrag schickte er aus einer
Wüstengegend und erwähnte, er wolle nach Isfahan weiterfahren und danach
nach Afghanistan.
Seit dem 16. Juni jedoch herrscht Funkstille. Ist dem Jungen etwas
passiert, hat er bloß vorübergehend keine Kommunikationsmöglichkeit mehr
oder wurde er unter irgendeinem Vorwand festgenommen und von der Außenwelt
isoliert? Derzeit gibt es noch keine Antwort auf diese Fragen, seine Eltern
und Freunde sind höchst beunruhigt. Auch das Außenministerium in Paris hat
sich eingeschaltet. Denn es kann im Kontext des Kriegs mit Israel nicht
ausgeschlossen werden, dass der junge Fahrradtourist aus Ostfrankreich
wegen des Verdachts auf Spionage festgenommen wurde.
Das Ministerium in Paris warnt eindringlich vor Reisen nach Iran und
ersucht französische Staatsangehörige, das Land umgehend zu verlassen.
Extreme Sorge besteht wegen zwei seit Längerem inhaftierten Landsleuten:
Kurz vor dem geplanten Rückflug nach einer gemeinsamen touristischen Reise
waren Cécile Kohler und Jacques Paris im Mai 2022 von den iranischen
Behörden festgenommen worden, die sechs Monate lang keine Angaben zum Grund
der Festnahme und dem Ort der Inhaftierung machten.
Am 2. Juli wurde bekannt, dass Kohler und Paris wegen „Verschwörung“ und
„Spionage“ zugunsten des israelischen Nachrichtendienstes Mossad angeklagt
werden. Bei einem Schuldspruch droht ihnen die Todesstrafe. In Frankreich
werden sie als Geiseln des Regimes in Teheran betrachtet. Staatschef
Emmanuel Macron hat ihre sofortige und bedingungslose Freilassung gefordert
und mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Die Fotos der beiden sind an
Rathäusern und anderen offiziellen Gebäuden angebracht. Mit dem spurlosen
Verschwinden von Lennart Monterlos verschärfen sich die Spannungen zwischen
Frankreich und Iran, vor allem wächst die Angst der Angehörigen.
8 Jul 2025
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.