# taz.de -- Artenvielfalt: Biber gehören in die Flüsse und nicht auf den Tell… | |
> Eine Studie zeigt: Ohne Biber wäre es um unsere Biodiversität viel | |
> schlechter bestellt. Trotzdem stören sich Starköche, CDU, FDP und AfD an | |
> den Nagern. | |
Bild: Schafft nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen gee… | |
Vor vier Jahren wurde Max Stiegl vom einflussreichen Restaurantführer | |
Gault-Millau zum „Koch des Jahres“ gewählt. Vor ein paar Wochen traf den | |
Österreicher nun ein Shitstorm, weil er in den sozialen Netzwerken | |
[1][Rezepte für Bibersuppe] und „Biberwürschtln“ anpries: Die Nagetiere | |
sind in Europa streng geschützt. | |
Mitte der 1980er Jahre waren sie hier fast ausgerottet. Einerseits wurden | |
sie gejagt: wegen ihres zarten Fleischs, ihres dichten Fells oder des | |
„Bibergeils“ – eines harzigen, fett- und hormonhaltigen Sekrets, das Biber | |
zur Fellpflege und Markierung ihres Reviers nutzen. Andererseits setzte den | |
Tieren die Industrialisierung zu. In den 60ern und 70ern wurden die Flüsse | |
immer dreckiger. Die Biber verloren ihren Lebensraum. | |
Heute sind die Nager wieder verbreiteter, etwa 300.000 Exemplare leben in | |
der Bundesrepublik. Bis in die Städte haben sich ihre Reviere ausgedehnt, | |
[2][wie umgenagte Bäume auch in Berlin oder Göttingen belegen]: Biber | |
fressen ihre Rinde und Zweige. Das umfallende Holz nutzen sie als | |
Baumaterial. Zum Schutz vor Feinden liegt der Eingang einer Biberburg stets | |
unter dem Wasserspiegel. Das ständige Nagen am Holz garantiert dabei, dass | |
ihre fortwährend wachsenden Zähne nicht zu lang werden. | |
Allerdings bieten die Biber wegen dieses „Bäumefällens“ Projektionsfläche | |
für allerlei Unsinn: Im Sommer 2024 machte der baden-württembergische | |
Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) die Biber mitverantwortlich für | |
die schweren Überschwemmungen in seinem Land. In Brandenburg versprach die | |
FDP im Wahlkampf „Biber abschießen“, in München plakatierte die AfD „Bi… | |
oder Baum“. | |
## Die Studie | |
Tatsächlich [3][ist das Wirken der Biber äußerst produktiv für die Natur]. | |
In ihren Revieren ist die Artenvielfalt fast dreimal so groß wie in | |
biberlosen Auen, [4][wie eine aktuelle Studie der Universität | |
Duisburg-Essen zeigt]. Mit einem feinmaschigen Kescher entnahmen Forscher | |
dafür zahlreiche Wasserproben – in drei Biberrevieren in der Eifel und in | |
drei vergleichbaren Auen-Abschnitten, die die Nager nicht verändert hatten. | |
Rückstände von Blättern und Stöcken wuschen sie aus, um die Menge und | |
Vielfalt wirbelloser Tiere wie Käfer oder Fliegenlarven zu zählen. | |
„Auffällig ist, dass in Biberrevieren keine Arten verschwinden, im | |
Gegenteil kommen über 140 dazu“, sagt Sara Schloemer, Hauptautorin der | |
Arbeit. Die Vielfalt der im Wasser lebenden wirbellosen Tiere – oft Nahrung | |
von Fischen und Fröschen – lag in den Biberrevieren gar um den Faktor 4,5 | |
höher. Selbst Arten, die auf starke Strömungen im Wasser angewiesen sind, | |
lassen sich vom Biber nicht vertreiben. Die Nager tragen also dazu bei, | |
[5][die natürlichen Ökosysteme in Flüssen und Auen wiederherzustellen], so | |
die Forscher. | |
## Was bringt’s? | |
Noch mehr gute Argumente für Naturliebhaber! Sollen die Abschussfans, | |
Starköche und Landwirtschaftsminister doch in ihren Städten bleiben. | |
21 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /CDU-in-Baden-Wuerttemberg-mit-Kochtips/!5394764 | |
[2] /Wildnis-in-Deutschland/!6085384 | |
[3] /Naturschuetzer-ueber-Biber-im-Oekosystem/!5925830 | |
[4] https://doi.org/10.1111/fwb.70046 | |
[5] /Mitarbeiter-des-Monats/!6066635 | |
## AUTOREN | |
Nick Reimer | |
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