# taz.de -- boulevard des besten: UnserKippeneimer | |
Bild: Foto: taz | |
Die taz ist ein eigenes Universum. Wissen alle, die für sie arbeiten oder | |
sie unterstützen, etwa als Lesende, GenossInnen oder in der taz Kantine | |
Speisende. Trotzdem ist unser Haus auch empfänglich für Änderungen, | |
manchmal sogar als Vorreiterin. Welche andere Kantine bietet eine solche | |
Fülle an veganen und vegetarischen Köstlichkeiten? Eben. | |
Auch der Trend zum nichtalkoholischen Absackergetränk ging von der taz | |
aus, sagen KollegInnen anderer Medienhäuser – abgesehen vom Bier, das | |
üblicherweise noch mit Alkohol bestellt wird. Aber keine gesundheits- und | |
nahrungsbewusste Reinlichkeit, um es mal so zu formulieren, ohne Schmutz, | |
der nicht weichen will. Ich rede vom Rauchen. Früher, noch im alten | |
taz-Haus an der Rudi-Dutschke-Straße wurde gequalmt wie in normalen | |
Eckkneipen der deutschen Nachkriegszeit. Vorbei, vorbei. Im Haus darf | |
nirgendwo geraucht werden – ob nun per Zigarette oder mit dem Vaper. | |
Aber auf der Terrasse, auch auf manchen Austritten der fünf Etagen davor. | |
Dort stehen Aschenbehältnisse, ansonsten leere Blumentöpfe, Blechdosen, die | |
durch die Ablast von Kippen mit der Zeit besonders unappetitlich aussehen. | |
Circa 20 Prozent der taz-Belegschaft raucht noch, Tendenz indes: sinkend. | |
Vor allem die Älteren, aber nicht nur sie. Auf der Terrasse im sechsten | |
Stock steht ein großer Kippeneimer, um den herum selbst winters KollegInnen | |
sich versammeln, um das gesundheitlich Falsche zu tun: sie rauchen. Oft mit | |
Hingabe, ja, deutlich erkennbarer Süchtigkeit. Aus allen Abteilungen und | |
Ressorts kommen sie, auf der Terrasse ist man etwas aus der Intensität der | |
Produktivität raus – gut so. | |
Wahr bleibt auch bei dieser größten Raucherecke des Hauses: Man erfährt | |
aus allen Ecken der taz das Neueste. Wer geht neuerdings mit wem? Wer ist | |
nun wirklich ganz unmöglich? Wo lodert Streit? Wo können die einen nicht | |
mit anderen? In welchem Ressort ist gerade für ein Sonderprojekt der finale | |
Wahnsinn? Raucherecken sind Kommunikationsvertriebsorte – es gibt keine | |
besseren, das ist empirisch sattelfest belegt. Beim Rauchen hört man | |
anderen nicht gezielt zu, sondern schnappt auf. | |
Der große Kippeneimer im sechsten Stock ist austauschbar, kein Relikt aus | |
uralten taz-Zeiten. Trotzdem ist die Institution dieses Rauchermöbels ein | |
Stück „taz-Welt-Kulturerbe“. Jan Feddersen | |
21 Jun 2025 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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