# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn ein Schwan ganz alleine brütet | |
Es ist nicht viel los auf der Uferpromenade, hier an dieser verschlafenen | |
Ecke des Bodensees. Es ist windig und frisch, weit hinten, wo sich der See | |
zu seiner ganzen Breite öffnet, sind unter den Wolken ganz schwach die | |
weißen Gipfel der Schweizer Alpen zu erkennen. | |
In einer Ecke des alten Hafens, gegenüber dem Zollhaus, hat sich ein Schwan | |
ein Nest auf Steinen gebaut, die aus dem Wasser ragen. Er sitzt da, die | |
meiste Zeit scheint er zu schlafen, den Kopf unters Gefieder gesteckt. Doch | |
wo ist der andere Schwan? Einer brütet, einer füttert, so sollte es sein, | |
aber der Schwan an der Hafenmauer scheint ganz allein zu sein. Sein Hals | |
ist gelb, ist das normal? Mitleidige Seelen haben sein Nest mit Sandsäcken | |
gesichert, denn der Wasserpegel steigt. | |
Passanten kommen vorbei und machen sich Sorgen, frisst der Schwan denn gar | |
nichts mehr? Bis an einem Abend Menschen in Uniformjacken auftauchen, | |
„Tierrettung Südbaden“ steht darauf. Die Tierretter stehen oben an der | |
Hafenmauer und diskutieren, meine Tochter hört mit. „Sie haben den Schwan | |
gefüttert“, sagt sie. Ein Glück, dass es die Tierrettung Südbaden gibt. | |
Daniel Wiese | |
7 Jun 2025 | |
## AUTOREN | |
Daniel Wiese | |
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