# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn es Hefezopf nur (immerhin) zu Ostern gibt | |
Lange, sehr lange war er jeden Sonntag zu Gast, lag auf dem | |
Frühstückstisch, himmlisch weich und duftend, seine bräunliche Oberfläche | |
mit gerösteten Mandelsplittern verziert. Hefezopf gibt es im Schwäbischen | |
überall, müßig, darüber zu streiten, bei welchem Bäcker er am besten ist, | |
sie können es alle. | |
Aber ich musste ja unbedingt weggehen. Seitdem bin ich auf Entzug. In | |
Altona gab es gelegentlich bei Systembäckereiketten etwas, was wohl | |
Hefezopf sein sollte, es war pappig und geschmacklos, ein Trauerspiel. | |
„Mach ihn doch einfach selbst“, sagte eine schwäbische Freundin, und machte | |
es vor. Es sah bei ihr so unglaublich leicht aus, das würde ich niemals | |
schaffen. | |
Ich hatte mich schon fast mit meinem Schicksal abgefunden, als ich beim | |
Bäcker um die Ecke zum ersten Mal einen „Osterzopf“ sah. Es war wenige Tage | |
vor dem Fest und auf der Theke lagen viele davon, mit und ohne Mandeln, in | |
durchsichtige Plastikfolie gehüllt. Er ist vielleicht nicht ganz so gut wie | |
der Hefezopf in meiner Heimat, aber es gibt ihn! Leider wirklich nur an | |
Ostern. In elf Monaten ist es wieder so weit. Daniel Wiese | |
3 May 2025 | |
## AUTOREN | |
Daniel Wiese | |
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