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## Bisschen gemütlich, meistens höflich | |
Als Gastredakteurin einer niederländischen Zeitung bin ich nun seit gut | |
einem Monat in der Redaktion der taz unterwegs. Ich wurde gefragt, ob ich | |
nicht mal aus der Perspektive einer Außenstehenden erzählen will, was mir | |
hier so auffällt, im taz-Kosmos. Nun denn. | |
Für mich zumindest wirkt es in den Redaktionssitzungen so: Hier melden sich | |
wirklich sehr viele Menschen zu Wort, wer etwas sagen möchte, hebt die Hand | |
– egal, ob Ressortleitung oder Volontär*in. Erstaunlich eigentlich, wie | |
wenig einander ins Wort gefallen wird bei all dem Gerede. | |
So viel scheinbare Basisdemokratie hat allerdings auch ihre Tücken – der | |
Redaktionsalltag ist, sagen wir es mal vorsichtig, nicht gerade auf | |
maximale Effizienz ausgerichtet. Im Vergleich zu dem, wie ich es bisher aus | |
meiner Redaktion gewohnt war, startet der Tag hier eher gemütlich. Mitunter | |
wird bis weit nach 11 Uhr am Vormittag noch munter konferiert – und dann | |
soll die Zeitung eigentlich aber auch schon fast fertig sein. Manche | |
Ressorts müssen ihre Texte bereits am frühen Nachmittag zu den | |
Kolleg*innen in die Korrekturabteilung geben, damit alles nach und nach | |
rechtzeitig an die Druckerei übergeben wird. | |
Einmal hörte ich, wie meine Chefin einen Redakteur anrief, um zu fragen, | |
warum er an seinem freien Tag denn bloß weiter an seinem Text arbeite?! | |
Dieses Maß an Fürsorge war mir bisher ebenfalls fremd. Die taz, so sehe ich | |
das, ist wohl eine Zeitung für nette Menschen, die obendrein ganz bei sich | |
sind. Es gibt Kollegen, die ihren Cappuccino mit Tabasco trinken. Sezen | |
Moeliker | |
24 Apr 2025 | |
## AUTOREN | |
Sezen Moeliker | |
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