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# taz.de -- Wenn abends noch mal die Sonne aufgeht
Die Berliner S-Bahn ist oft von Gesprächen, Musik und Telefonaten erfüllt.
An diesem Abend aber ist es vor lauter Feierabendmüdigkeit ganz still. Wenn
nicht immer wieder Haltestellen durchgesagt würden, die Potsdamer Platz
oder Brandenburger Tor heißen, schliefe man vielleicht ein. Und vergäße
womöglich, wo man ist, denn die S-Bahn verläuft auf diesem
Streckenabschnitt unterirdisch und so ruhig, regelmäßig ruckelnd, irgendwie
losgelöst von Raum und Zeit. Die Köpfe der Passagiere sind geneigt, der
Blick geht aufs Handydisplay oder ins Leere; viele haben die Augen
geschlossen. Es ist eine andächtige Stimmung voller erschöpfter Vorfreude
aufs Zuhause.
Kurz hinter der Haltestelle Nordbahnhof taucht die Bahn aus ihrem Tiefgang
auf, die Schienen führen wieder an die Erdoberfläche. Und plötzlich wird
der Waggon von warmem Sonnenuntergangslicht geflutet. Wie Blumen, die ihre
Köpfchen zur Frühlingssonne recken, richten sich die Passagiere der S-Bahn
auf. Sie blinzeln überrascht und lächeln über diesen Augenblick, den sie
zwischen Arbeit und Feierabend gar nicht erwartet hatten. Ein unverhofft
schöner Moment. Marie Gönnenwein
12 Apr 2025
## AUTOREN
Marie Gönnenwein
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