# taz.de -- herzensort: Ruhestätte im Großstadttrubel | |
Wenn ich durch den Eingang mit dem weit geöffneten Tor laufe, stolpere ich | |
direkt aus dem Feierabendverkehr auf eine kleine Insel der Ruhe. Eben noch | |
waren da der Straßenlärm und Menschen, die nach Hause hetzen. Und dann | |
stehe ich mitten in der Natur und höre nichts als rauschende Blätter und | |
zwitschernde Vögel. | |
Ich bin in Berlin-Charlottenburg, auf dem Evangelischen Luisenfriedhof I, | |
wo das Grab meiner Oma liegt. Es befindet sich nur wenige Schritte von | |
einer Hauptstraße entfernt und doch wirken die Autos unendlich weit weg. | |
Die alte Mauer ringsum wirkt wie ein Schutzschild gegen den | |
Großstadttrubel. Auch die Tiere spüren das. Zwischen den Gräbern begegnen | |
mir Kellerasseln, Krähen und erstaunlich oft streunende Katzen. | |
Am Grab harke ich Laub oder gieße die Blumen und kann dabei besonders gut | |
abschalten. Nur in den dunklen Monaten holt einen manchmal der Zeitdruck | |
der Außenwelt ein. Dann nämlich, wenn die Öffnungszeiten mal wieder so | |
unverschämt verkürzt werden, weil sie sich – warum auch immer – am | |
Sonnenuntergang orientieren. Valerie Braungardt | |
12 Apr 2025 | |
## AUTOREN | |
Valerie Braungardt | |
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