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# taz.de -- Correctiv-Redakteurin über X und Meta: „Die Entscheidung von Met…
> Uschi Jonas beurteilt die Übernahme von Twitter durch Musk, erklärt die
> Bedeutung von Faktenchecks und wünscht sich eine respektvolle
> Debattenkultur.
Bild: Jonas kritisiert die Entscheidung Zuckerbergs, Zensuren auf Meta Plattfor…
taz: Das diesjährige Motto des [1][taz lab]s lautet „weitermachen“. Frau
Jonas, wie machen wir 2025 auf Social Media weiter?
Uschi Jonas: Wenn es nach mir ginge, dann würden wir Social-Media-Konzerne
dazu bringen, auf ihren Plattformen wirksam gegen Hass, Gewalt,
Beleidigungen und Desinformation vorzugehen, um Räume für fairen und
respektvollen Austausch und Diskussion zu schaffen. Demokratie lebt von
einer regen Debattenkultur – angesichts der aktuellen Entwicklungen im
digitalen Raum sehe ich aber nicht, dass wir uns hier in eine gute Richtung
bewegen.
Wie schätzen Sie die aktuellen Entwicklungen ein?
Ich kann vor allem meine Einschätzung zum Thema Desinformation abgeben. Wir
beobachten die aktuelle Dynamik – gelinde gesagt – mit großer Sorge. Seit
der Übernahme von Twitter durch Elon Musk, der es in X verwandelte, ist der
Ton dort rauer geworden. Tiktok bemüht sich teilweise, aber auch hier sehen
wir, dass Desinformationsakteure leichtes Spiel haben. Erst kürzlich
deckten wir zu den Landtagswahlen ein Netzwerk von rechts außen auf, das
über Monate dabei half, die AfD auf Tiktok künstlich groß aussehen zu
lassen. Das verstößt eigentlich gegen die Richtlinien der Plattformen.
Neben X und Tiktok steht auch Meta in der Kritik, insbesondere seit der
Entscheidung, die Kooperation mit unabhängigen Faktencheckorganisationen in
den USA einzustellen. Wie beurteilen Sie dies?
Die Entscheidung von Meta ist verheerend, da die Arbeit von
Faktencheckredaktionen nachweislich dazu beiträgt, Desinformation in
sozialen Netzwerken effektiv zu bekämpfen. Dieser Schritt unterstreicht
zudem eine mangelnde Bereitschaft des Konzerns, seiner Verantwortung gegen
Desinformation gerecht zu werden. Hass und Diskriminierung könnten auf
Facebook, Instagram und Threads weiter zunehmen – das schadet einer
respektvollen Debattenkultur massiv.
Zuckerberg argumentierte jedoch, dass eben durch Faktenchecks „legitime
politische Debatten eingeschränkt“ würden.
Mit solchen Aussagen wird seit Jahren versucht, die Arbeit von
Faktenchecker:innen weltweit zu diskreditieren. Es ist allerdings
keine Form der „Zensur“ oder schafft Meinungsfreiheit ab, denn die
Beiträge, die im Zuge des Meta-Programms gelabelt werden, werden nicht
gelöscht.
Immer wieder wird uns vorgeworfen, wir hätten einen politischen Bias. Wahr
ist: Unsere Faktenchecks greifen häufig Behauptungen auf, die aus der
rechten Szene stammen. Das liegt auch daran, dass in diesen Kreisen mehr
Desinformation verbreitet und bewusst eingesetzt wird – das belegt auch die
Forschung. Trotzdem prüfen wir natürlich Falschbehauptungen aus allen
politischen Richtungen.
Bereiten Sie sich bereits darauf vor, dass die Entscheidung auch auf den
europäischen Raum ausgeweitet wird?
Ja, wir befürchten, dass Meta auch in Europa die Zusammenarbeit mit
Faktencheckredaktionen beenden will. Aber egal, was kommt: Wir machen
weiter. Wir sind überzeugt, dass es Faktenchecks mehr denn je braucht – und
wir dafür auch Bürger:innen stärker einbeziehen müssen. Deshalb bauen
wir mit dem Faktenforum Deutschlands erste Faktencheckcommunity auf. Die
Grundidee ist: Redakteur:innen leiten die Community an und stellen
dabei die Einhaltung hoher journalistischer Standards sicher.
[2][Correctiv] hat sich vor über einem Jahr entschieden, die Plattform X zu
verlassen. Der Account Correctiv_Faktencheck wird noch betrieben. Stellen
Plattformen wie Mastodon oder Bluesky sinnvolle Alternativen dar?
Wir haben uns als Faktencheckredaktion entschieden, auf X zu bleiben,
solange wir das Gefühl haben, dort mit unserer Arbeit zur Aufklärung
beitragen zu können und an Ort und Stelle Falschbehauptungen etwas
entgegenzusetzen. Mastodon und Bluesky werden für uns vor allem dann
relevant, wenn dort Desinformation in die Welt gesetzt wird. Ob und wann
das im größeren Stil geschehen wird, wird sich zeigen. Erste Anzeichen gibt
es aber zum Beispiel bereits auf Bluesky: Erst kürzlich wurde dort eine
pro-russische Einflusskampagne entdeckt.
Mehr über Correctiv und ihre Arbeit erzählt Uschi Jonas auf dem tazlab. Der
[3][Infobrief] der Veranstaltung hält Sie auf dem Laufenden.
12 Feb 2025
## LINKS
[1] /taz-lab-2025-weiter/machen/!v=2f2702df-3697-433e-9d1d-48f733c77d1c/
[2] https://correctiv.org/
[3] /taz-lab-Infobrief/!v=ab680df0-0d2c-4892-b901-2412e0a7b8eb/
## AUTOREN
Moritz Martin
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