Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Es braucht einen langen Atem
> Förderung des Nachwuchses, der Vielfalt, osteuropäischer und
> international verfolgter Journalisten: Die Geschichte der taz Panter
> Stiftung
Bild: Zwei der Absolventen des taz Panter Volontariats 2023/24 – Adefunmi Ola…
Von Gemma Teres Arilla
Ihnen einen guten Einstieg und leichtfüßiges Schreiten in den weitläufigen
Fußstapfen der Vorgängerin!“ So schrieb mir eine der Unterstützer*nnen
der taz Panter Stiftung, als ich Anfang 2024 meine Begrüßungsmail als neue
Stiftungsleiterin verschickte. Das Stiftungsteam, zu Hause in der ersten
Etage des taz Hauses in Bertlin, ist ein vergleichsweise kleines Team, vor
allem im Verhältnis zur Größe der Arbeit und dem Umfang der Projekte, die
seit 2008 durchgeführt werden. Dieses Jahr war nun das erste ohne Konny
Gellenbeck, weder als Vorständin noch als Leiterin. Es war eine echte
Herausforderung, die 7.500 Spender*innen davon zu überzeugen, dass die
Stiftung auch ohne Konny weiterleben kann und wird. Sie ist von Anfang an
und 16 Jahre lang das Gesicht der Stiftung gewesen, die Energie und auch
das politische und journalistische Gefühl, die Fundraiserin, die
Netzwerkerin und der Antriebsriemen für neue Ideen, denn all das erfordert
so eine kleine Stiftung, die sich für kritischen Journalismus und
Pressefreiheit in Deutschland und weltweit einsetzt. The one and only Konny
Gellenbeck, das so zu formulieren, ist wirklich nicht übertrieben.
Alles begann Anfang September 2008. Da hatte Konny in vier Monaten knapp
900 Interessent*innen und 465 Gründungsstifter*innen gewonnen.
Das war sehr gut, aber reichte noch nicht. „Wir wollen bis zum 13.
September möglichst die 1 Million schaffen. Deshalb unsere Bitte: Geben Sie
sich einen Ruck und machen Sie mit, jeder Euro zählt“, drängte Konny in
einem Spendenaufruf. Und so ging die Stiftungsgründung in die Endphase.
„Heute waren wir bei der Stiftungsaufsicht und haben das notwendige
Formular zur Stiftungsgründung übergeben“, berichtete Konny in einer
anderen Mail drei Wochen später. „Immer schön persönlich, immer klar und
konkret bleiben“, das ist eines ihrer Prinzipien und Grundlage für das
Erfolgsrezept, das man auf Nachfrage und eher nebenbei von ihr bekommen
kann.
Für Konny war mit der Gründung klar, welche die erste Zielgruppe der
Stiftung sein sollte: die Jugend. Nachwuchsförderung. Entsprechend war der
erste Workshop der taz Panter Stiftung Mitte April 2009 einer mit 20 jungen
Leuten. Obwohl die Stiftung noch extrem jung war, hatten sich dafür bereits
354 Jugendliche beworben. Ab da kamen regelmäßig hochmotivierte und
engagierte Nachwuchsautor*innen im Rahmen von Kongressen und Workshops
zusammen. Im Juni 2009 ging es, zum Beispiel, um die Weltfinanzkrise, die
damals besonders auch Europa und die europäische Berichterstattung
beschäftigte: „Alles Krise – und was jetzt?“
Schon damals zeigte sich, wie wichtig es für das Leben der Stiftung war:
a) auf die Nachrichtenlage zu reagieren – denn die Spender*innen sind
zum größten Teil auch taz Leser*innen und Genoss*innen, die das
politische Weltgeschehen verfolgen.
b) konstruktiv darauf blicken: „Wie geht es weiter? Welche Lösungsansätze
gäbe es dann? Finden wir andere Perspektiven?“
Für die Stiftung selbst konnte im Sommer 2009 von Krise keine Rede sein,
denn das Kapital-Ziel von einer Million war bereits erreicht – und zwar mit
1.899 Stifter*innen. Das ist ein ganz zentraler Punkt: Wie die taz, so
gehört auch die Stiftung vielen, es ist keine Konzern- oder
Milliardärsstiftung. Die Ziele sind öffentlich und gemeinsam – für eine
demokratische und kritische Gesellschaft. Der Austausch ist intensiv und
regelmäßig. Mindestens einmal im Monat – wenn nicht im zweiwöchigen
Rhythmus – hörten Spender*innen und Interessent*innen all die Jahre
von Konny. Das – Ideenaustausch und verlässlich Kommunikation – sei „das
Erfolgsgeheimnis der Stiftung“, wie Konny mantramäßig zu sagen pflegt.
2011 wurde das Jahr der Internationalisierung der Stiftung. Belarus war das
erste Land, auf das die taz Panter Stiftung für internationale Seminare
geschaut hat. Heute ist die Osteuropa-Expertise, die Workshop nach Workshop
über die taz Panter Stiftung in der taz gelandet ist, einer der größten
publizistischen Schätze. Das gleiche gilt für Subsahara-Afrika.
Die erste Veranstaltung zu Weißrussland fand am 24. November 2011 statt,
damals noch im tazcafé, in der Rudi-Dutschke-Str. 23, „Unter Druck:
Presse(un)freiheit in Weißrussland“. Die bisher jüngste war im November
2024 in der taz Kantine. Den Veranstaltungsankündiger von 2011 hätten wir
fast eins zu eins übernehmen können: „Seit den Präsidentschaftswahlen am
19. Dezember 2010 geht Weißrusslands autokratischer Herrscher Alexander
Lukaschenko mit einer beispiellosen Repressionswelle gegen oppositionelle
Kräfte vor. Wie arbeitet man unter solch erschwerten Bedingungen? Sechs
junge Medienmacher aus der Hauptstadt Minsk und den Regionen, die an einem
neuntägigen Journalistenseminar bei der taz in Berlin teilnehmen, berichten
von ihren Alltagserfahrungen als Journalisten.“
Ist das nun deprimierend, wie mühsam Veränderung zum Besseren ist? Hier
würde Konny sagen: „Es braucht immer einen langen Atem.“ So ist es, wir
bleiben weiterhin dran.
15 Jahre hat Konny die Stiftung mit hartnäckigem, mutigem und kreativem
Handeln vorangebracht. Die Stiftung und ihre Projekte sind stark geworden,
sie sind wichtige Bestandteile für alle, die sich für die
Demokratieförderung und Pressefreiheit engagieren. Dazu gehört für mich
der taz Panter Preis, der zwar drei Jahre älter ist als die Stiftung, aber
schnell zum Projekt der Stiftungsfamilie wurde. Ich meine auch das
taz-Panter-Volontariat-Programm für Nachwuchsjournalist*innen mit
anderen und diversen Biografien oder auch das Auszeitstipendium Refugium
für verfolgte Journalist*innen, eine Zusammenarbeit zwischen taz Panter
Stiftung und Reporter ohne Grenzen.
Dazu gehören auch die internationalen Workshops unter dem Motto „Austausch
und Dialog über Grenzen hinweg“ – und ja, auch unter verfeindeten Staaten.
Denn auch das ist Konny: Nie den Dialog abreißen lassen. Dieser Spirit lebt
in den Projekten auch in Zukunft weiter und wird sie stark und wirkmächtig
machen.
Ja, liebe Konny, Du hättest Dir sicher gewünscht, dass wir kein Aufsehen
machen und nicht diese spezielle Konny-taz produzieren. Aber die über 400
Spendenaufrufe in 15 Jahren, die 181 Projekte, 15 Volontär*innen, 108
Veranstaltungen, 803 Sonderseiten, 18 taz Panter Preisverleihungen, 17
Refugium-Programme, 48 internationale Workshops, 607 NGO-Kontakte und 4.050
Nachwuchsjournalist*innen im In-und Ausland sind alle zu einem
beträchtlichen Teil auf Dein Engagement zurückzuführen. Bitte verzeih uns
das, aber das muss man auch mal laut und deutlich sagen. Das kleine
Stiftungsteam bleibt dran, wir lassen uns weiter von Dir inspirieren und
kommen deshalb hier noch mit dem Satz: „Wir freuen uns über jede kleine und
große Spende: taz.de/spenden“ (Ja, den Spruch haben wir auch von Dir
übernommen).
Und wir enden, natürlich, mit dem berühmtesten und schönsten aller
Konny-Sätze: „Alles wird gut.“
Gemma Terés Arilla, Leitung und Vorstand der taz Panter Stiftung.
5 Dec 2024
## AUTOREN
Gemma Teres Arilla
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.