| # taz.de -- Alles Banane | |
| > Ob Kritik am Kunstmarkt oder Christian Lindner – egal, was schief läuft, | |
| > sie muss dafür herhalten. Hört endlich auf, die Banane zu | |
| > instrumentalisieren! | |
| Bild: Foto: picture alliance, Montage: taz | |
| So sieht kein fairer Wettkampf aus. Die Linkspartei [1][veranstaltet eine | |
| „Feldschlacht“] und lässt dabei eine Banane gegen Christian Lindner | |
| antreten mit der Frage: Wer hält länger durch? In einem | |
| 24-Stunden-Livestream können wir dabei zusehen, wie sich die anfangs noch | |
| grüne Banane mittlerweile in ein sattes Gelb kleidet. Es wird nicht mehr | |
| lange dauern, dann wird sich das gelbe Prachtstück in tiefbraunen Matsch | |
| verwandelt haben. Und Christian Lindner? Der wird dann immer noch | |
| FDP-Vorsitzender sein. | |
| Spätestens seit der Veröffentlichung des „D-Day“-Papiers ist klar: [2][Die | |
| FDP] hat gelogen. Zwei Bauernopfer hat’s gekostet, doch der Boss will | |
| bleiben. Will von all dem nichts gewusst haben. Selbst wenn man das glauben | |
| möchte, hat so ein Boss seinen Laden noch im Griff? Statt selbstkritisch | |
| mit gesenktem Kopf durch die Krise zu gehen, setzt er auf einen neuen Kurs. | |
| In einem Ton, den keine Banane je annehmen kann. In der Talkshow „Caren | |
| Miosga“ empfahl er Deutschland, ein „klein bisschen mehr Milei und Musk | |
| (zu) wagen“. | |
| Provokation pur. Der Mann versucht eben alles, um von sich reden zu machen. | |
| Dass die FDP in Umfragen immer weiter abbaut, scheint ihm dabei genauso | |
| egal zu sein wie die Kritik des Parteikollegen Gerhart Baum. Der analysiert | |
| die Aktionen der FDP der letzten Tage wie folgt: „Die Partei hat eine | |
| Koalition und ein ganzes Land in Geiselhaft genommen.“ Doch selbst wenn die | |
| FDP in Umfragen unter 1 Prozent landen, selbst wenn weitere Lügen ans | |
| Tageslicht kommen: Christian Lindner wird nicht gehen. Wieso also wird die | |
| Banane in einen Wettbewerb gezogen, den sie nur verlieren kann? | |
| Überhaupt muss die Banane für so einiges herhalten in unserer Gesellschaft: | |
| Als Mittel für rassistische Beleidigungen im Fußballstadion, als sexuell | |
| aufgeladener Gegenstand, um Frauen herabzuwürdigen, als Beleidigung für | |
| wenig kluges Verhalten, als abwertende Bezeichnung für korrupte Staaten, | |
| als ironisches Stilmittel, um die Kunstwelt infrage zu stellen. Gerade erst | |
| wurde eine Banane, die mit einem silbernen Tape an die Wand geklebt war, | |
| für 6,2 Millionen US-Dollar in New York versteigert. Es ist das Kunstwerk | |
| „Comedian“ von Maurizio Cattelan, das für ihn nicht mehr ist als „ein | |
| lautes Lachen über ein müdes System“. | |
| In der Kunstwelt ist die Banane längst ikonisch, man denke nur an Andy | |
| Warhols Cover des Velvet-Underground-Debütalbums. In Polen löste ein | |
| Kunstwerk von Natalia LL 2019 einen Skandal, das sogenannte #bananagate, | |
| aus. Der Leiter des Nationalmuseums in Warschau ließ eine Videoinstallation | |
| entfernen, in dem eine junge Frau genüsslich eine Banane isst. Es folgten | |
| Protestaktionen, bei denen Tausende Frauen genüsslich Bananen aßen. | |
| Doch wieso eigentlich immer die Banane? Ihre Form allein kann nicht | |
| erklären, warum sie als Symbol für allerlei krumme Dinger herhalten muss. | |
| Lasst die Banane bitte einfach Banane sein. Befreit sie aus der | |
| Feldschlacht, liebe Linke. Und wenn sie nun schon etwas gebräunt ist, kein | |
| Problem – dann eignet sie sich perfekt für ein leckeres Bananenbrot. | |
| Carolina Schwarz | |
| 7 Dec 2024 | |
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| [1] https://www.youtube.com/watch?v=QSna_jFdoCI | |
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| ## AUTOREN | |
| Carolina Schwarz | |
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