Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fünf Dinge, die wir von Konny gelernt haben
1 Antworte rasch und niemals nicht
Ein Netzwerk ist dann lebendig, wenn die Kommunikation hin- und herfließt.
Oder besser noch: fliegt. Eine zu späte Antwort ist schon wie ein
Wiederbelebungsversuch.Wenn jemand mailt und gar keiner schreibt zurück,
ist die Community für einen Moment tot. Exitus. Deshalb: Antworte immer, am
besten am selben Tag, noch besser innerhalb weniger Stunden. Wer nicht
antwortet, signalisiert Desinteresse. Und die Chance: Wenn jemand sauer
ist, aber dennoch seinen Willen nicht kriegt („Entlasst endlich den
Löwisch!“), kann er oder sie sich immerhin freuen, so prompt eine Antwort
erhalten zu haben. In eigenen Mails bietet man als Extraservice den Hinweis
auf die Notwendigkeit zu antworten: „Freue mich über eine Rückmeldung und
herzlichen Gruß Konny“.
2 Die kleinen Dinge sind wichtig
Eine Genossenschaft lebt davon, dass Leute mit Geld einsteigen. Das tun sie
nur, wenn sie den Eindruck haben, es mit Profis – nicht kaltschnäuzigen,
sondern liebevoll-umsichtigen – zu tun zu haben, die aufs Detail achten.
Bleib an jedem Projekt dran, werte es aus, nutze jede Chance, deine Arbeit
ansprechend vorzustellen. Bereite Veranstaltungen ganz genau vor,
definiere, wer welche Rolle hat. Sei in der Veranstaltung mit deinem Team
präsent, koste das Essen vor, probiere die Getränke (Flaschenöffner
vorhanden?), checke die Mikros, besorge Blumensträuße. Bereite das Ereignis
nach und nicht nur intern, so verdoppelst du die Wirkung. Sei dir auch als
Chefin nicht zu schade, dich um Kleinigkeiten zu kümmern. Dein Team wird es
dir nachmachen.
3 Hör hin, wenn eine gute Idee aufkommt
Es geht nicht unbedingt darum, gute Ideen zu haben, sondern sie zu erkennen
und stark zu machen. Ideenreiche Leute werden dein Projekt reich machen.
Vertrau drauf, dass andere in ihrem Fach top sind, dass sie etwas gelernt
haben, was dir entgangen ist oder einfach einer anderen Generation
angehören. Unterstütze Leute, die Ideen haben, dann unterstützen sie dich.
Das heißt nicht, auf Schwätzer zu setzen. Du merkst schon, wer nicht bloß
redet, sondern realisiert. Sei also wählerisch, aber auch freundlich im
Ablehnen, sonst wird dir irgendwann keine Idee mehr unterbreitet werden.
Und sei alternativ: Viele gute Ideen liegen quer zum Bestehenden. Du musst
auch nicht jedes Konzept selbst komplett durchdringen. Achte aber darauf,
ob in der Präsentation einer Idee Kraft spürbar wird und wie andere auf sie
reagieren. Dann wird es gut, und Vielfalt entsteht.
4 Krisenprävention verkauft sich so gut wie Krise
Krise ist Dringlichkeit, ist Notwendigkeit, ist Emotion. Das zeigt die
frühe taz-Geschichte mit ihren Rettungskampagnen. taz-Fundraising war nie
wurst, wenn es um die Wurst ging. Deshalb mache immer deutlich: Es kommt
jetzt echt drauf an. Auf jedes Abo. Auf jeden Anteil. Auf jeden Cent.
Allerdings ist es für ein Projekt und dessen Unabhängigkeit gut, nicht
immer kurz vor dem Aus zu stehen. Das schont auch die Nerven. Notorisch
arme Schlucker werden belächelt. Deshalb ist ein entscheidender Schritt,
den Konny Gellenbeck der taz-Community beigebracht hat, der von der Krise
zur Krisenprävention, von der Heulnummer zur selbstbewussten
Zukunftssicherung: „Damit die Krise gar nicht erst kommt, brauchen wir …“
Hat für die taz toll geklappt.
5 Schön, wenn sich was bewegt
Wenn man stabil ist, agiert man automatisch etwas langsamer. Stabil muss
immer auch etwas träge sein, so ist das mit einem traditionellen
Handwerksbetrieb oder auch mit der Demokratie. Aber stabil heißt nicht
teigig, umständlich oder verschnarcht. Deshalb Achtung! Dranbleiben. Man
muss das Netzwerk bespielen, darf den Profibetrieb nicht einschlafen
lassen, sollte Ideen auf keinen Fall in Selbstzufriedenheit versacken
lassen. Was sich nicht bewegt, kann man auch nicht bewerben und dann nicht
verkaufen. Wie geht das? Am besten, indem man was Neues anschiebt: eine
neue Website gestalten, eine neue Wochenzeitung erfinden, neue
Redaktionstechnik programmieren, ein neues Haus bauen oder ein altes
erneuern. Die Genossenschaft bleibt beweglich, wenn sie sich verändert und
wenn ihr Ziel mit immer neuen Mitteln erreicht wird. Die Basis kann noch so
oldschool denken, sie wird verstehen, dass der Institution Veränderung
guttut. Nur dadurch bleibt sie er- und bleiben ihre Mitglieder nebenbei
unterhalten.
Georg Löwisch war von 2015 bis 2020 Chefredakteur der taz.
5 Dec 2024
## AUTOREN
Georg Löwisch
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.