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# taz.de -- berliner szenen: Über das Lachen in Berlin
Lachen, ist es das Schiff, das die Menschheit über Grenzen, Sprachen und
Nationalitäten hinweg trägt? Früher dachte ich das. Mir persönlich reicht
es, jemanden herzlich lachen zu sehen, um mitzulachen. In Berlin ist das
nicht so einfach.
In Ägypten machen wir uns über alles lustig, auch über uns selbst, als
Gruppe und als Einzelne. Und über unsere Regierungen und Machthaber, selbst
wenn sie neue Gesetze erlassen, die uns das Leben schwer machen. Wir lachen
sogar über die neuen Härten, die wir als Folge dieser Gesetze erleiden. So
überleben wir, oder wir glauben, dass wir das tun.
Seit ich in Berlin angekommen bin, stelle ich fest, dass die Menschen hier
eher zurückhaltend sind. Für mich müssen die Witze in Berlin entschlüsselt
werden. Ich kapiere sie nicht ohne Erklärung. Einmal traf ich mich mit
einem Kollegen auf einen Kaffee und fragte nach Zucker, um meinen Kaffee zu
süßen. „Oh! Das machen wir hier nicht! Der Kaffee muss bitter sein, genau
wie unser tägliches Leben!“ Er lächelte. Es dauerte eine Weile, bis ich
begriff, dass er scherzte.
Am selben Tag blieb die U-Bahn auf meinem Nachhauseweg am Mehringdamm
länger stehen als sonst. Ich bemerkte, dass die automatische Warnung
„Zurückbleiben bitte!“, die die Fahrgäste auffordert, sich von den sich
schließenden Türen fernzuhalten, vier oder fünf Mal wiederholt wurde.
Plötzlich hörten wir eine weibliche Stimme, die wütend etwas durch die
Lautsprecheranlage brüllte, das für mich klang wie: „Haltet euch verdammt
noch mal von den sich schließenden Türen fern, ihr Idioten!“ Unter den
Fahrgästen brach ein Sturm des Gelächters los, ungeachtet ihrer
unterschiedlichen Herkunft. Er verwandelte die U-Bahn in das Schiff der
Menschlichkeit, das Grenzen, Sprachen und Nationalitäten überwindet und das
ich Lachen nenne. Noha Al-Kady
5 Dec 2024
## AUTOREN
Noha Al-Kady
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