# taz.de -- herzensort: Geborgen im Traumhaus | |
Immer wenn mich etwas stresst, male ich mir aus, in meinem kleinen | |
japanischen Haus zu sein. Der Boden ist voller Tatamimatten, die Teeschalen | |
sind winzig, die Umgebung ist still. Nur der Plattenspieler spielt kaum | |
hörbar Hiroshi Yoshimuras Album „Green“. Die Musik setzt ihre Akzente so | |
subtil, dass sie genauso gut Geräusche der Umgebung sein könnten. | |
Lange blicke ich durch den hölzernen Fensterrahmen nach draußen in die | |
großen schweren Blätter. Der Nebel der Landschaft vermischt sich mit dem | |
Dampf, der aus meiner Teetasse emporsteigt und mir träumerisch die Sicht | |
verklärt. Dies ist auch der Moment, in dem jener Zwischenraum entsteht, in | |
dem ich mich gerade befinde: Mein kleines japanisches Haus, das es in | |
Wirklichkeit nicht gibt. Es existiert bloß in meiner Fantasie und ist für | |
mich da, wenn die Welt mal wieder zu laut ist und die Kreuzberger | |
Martinshörner heulen wie trotzige Kinder. | |
Wenn ich dann aus meinem Tagtraum erwache, geht es mir besser. Ich fühle | |
mich wieder leicht und kann alldem, was auf mich einprasselt, mit neuer | |
Zuversicht begegnen. | |
Florian Nass | |
30 Nov 2024 | |
## AUTOREN | |
Florian Nass | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |