# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn der Tod auf der Straße eine Lücke reißt | |
Es wird kalt da draußen, in der Ottenser Hauptstraße bauen sie schon die | |
rot gestrichenen Buden für den Weihnachtsmarkt auf. Diese eine Stelle aber, | |
wo die vielen Blumen und Lichter an einem Laternenpfahl stehen, bleibt | |
unberührt. Passant:innen halten an, lesen die Botschaften, fotografieren | |
mit ihren Handys: klick. | |
Die Fotos verbreiten sich über soziale Netzwerke, die Lokalpresse springt | |
auf. Hier, an dieser Stelle, saß viele Jahre Sergey, wir wissen nun, wie er | |
hieß. Ein diskreter Bettler, er hatte nur einen Arm, er saß auf einem Stück | |
Pappe und nickte zum Dank, wenn Geld in seinen Becher fiel. Sergey ist tot. | |
Freunde und Familie sammeln jetzt für die Überführung nach Bulgarien. | |
Es wird geredet. Er war ja gar nicht obdachlos, erfahren wir in den Chats, | |
er schlief bei Bekannten. Er hatte auch einen Enkel in Hamburg. Es kommen | |
Fragen: Wer sammelt denn das Geld? Müsste nicht das Sozialamt? Was ist mit | |
der Botschaft? Man wird wohl noch fragen dürfen. Er habe, heißt es aus der | |
Familie, nach seinem letzten Urlaub nicht in Bulgarien bleiben wollen. Er | |
meinte, er werde in Altona gebraucht. Daniel Wiese | |
16 Nov 2024 | |
## AUTOREN | |
Daniel Wiese | |
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