# taz.de -- berliner szenen: Yoga-Ruhe trifft Berlin-Vibe | |
Gestern Abend besuchte ich meinen ersten Yoga-Kurs in Schöneberg. Dieser | |
Schritt hatte mich trotz anhaltender Rückenschmerzen viel Überwindung | |
gekostet. Das ist nichts für mich, hatte ich mir jahrelang eingetrichtert, | |
denn ich war mehr von der schnellen Sorte, ging joggen, das sei mein Yoga, | |
erklärte ich scherzhaft gerne Leuten, die mir begeistert von ihren | |
Yoga-Erfahrungen erzählten. Doch dann sah ich eines Tages mein krummes Ich | |
im Spiegel und meldete mich für einen Yoga-Kurs an. Immerhin würde der nur | |
fünf Sitzungen dauern, das würde ich schon überleben, dachte ich auf dem | |
Weg dorthin. | |
Doch am Ende war alles halb so schlimm. Der Kurs war sogar ziemlich gut. | |
Zumindest schaffte ich es, mal ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Auch die | |
Kursteilnehmerinnen schienen nett zu sein, mit zwei von ihnen verließ ich | |
nach eineinhalb Stunden Yoga den Raum und unterhielt mich noch ein bisschen | |
weiter auf der Straße. Und dann noch weiter, weil die eine einen ähnlichen | |
Heimweg hatte wie ich. Wir liefen also los, bis ein Auto, das vor einer | |
Einfahrt stand, hupte. Dann hupte es nochmal. Und nochmal. Und dann hörte | |
ich ein lautes „Hallo!?!“. Ich drehte mich um und sah eine Frau, vielleicht | |
Mitte 50, die wütend den Kopf aus dem Fahrerfenster streckte, genau in | |
unsere Richtung. „Galt das Hupen uns?“, fragte ich ungläubig. „Na, wem d… | |
sonst“, antwortete die Frau ruppig. „Wohl nicht dem Einfahrtsgitter, oder?�… | |
Fassungslos schaute ich zu meiner Kollegin, die genauso konsterniert | |
wirkte. „Wenn Sie was von uns wollen, können Sie doch nicht nach uns | |
hupen?“, meinte ich – und lief einfach weiter. Mit so jemandem zu reden, | |
passte nicht zur meditativen Yoga-Stunde. Die Ruhe, die ich eben noch | |
verspürte, war mit den ersten Schritten auf Berliner Boden verflogen. Eva | |
Müller-Foell | |
14 Nov 2024 | |
## AUTOREN | |
Eva Müller-Foell | |
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