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# taz.de -- großraumdisco: Die Bremer Shakespeare Company beschenkt sich zum G…
> Vor 40 Jahren unternahm die Bremer Shakespeare Company eine kleine
> Theaterrevolution. Dafür wäre es vielleicht mal an der Zeit. Nach der
> Party …
Roter Teppich, Häppchen, Sekt – Premierenstimmung. Allerdings ist der
Schauplatz weder Cannes noch der Broadway, sondern das Theater am
Leibnizplatz in der Bremer Neustadt, die sich seit einigen Jahren zum
In-Viertel mausert, aber eben immer noch die Neustadt ist: auf der „anderen
Seite“ der Weser, während Stadttheater, Kunsthalle und das städtische
Konzerthaus Glocke auf der Altstadtseite residieren.
In einer ehemaligen Schulaula spielt die [1][Bremer Shakespeare Company]
vor allem die Werke von William Shakespeare, aber auch Aktuelles und
Stückentwicklungen, wie zuletzt [2][in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater
Bremerhaven] „Die Welt zwischen den Nachrichten“ von Judith Kuckart. Am
Dienstag wurde die Bühne nun ausnahmsweise zur Kinoleinwand.
Die Shakespeare Company wäre nicht sie selbst, gäbe es nicht ein bisschen
Jux und Dollerei drumherum: Mitglieder des Ensembles weisen Plätze an und
nach einem Werbeblock aus Zusammenschnitten aktueller Inszenierungen
verkauft [3][Schauspieler Peter Lüchinger] Eiskonfekt. Dann gibt es
„Shakespeare 500“ zu sehen. Die eigentliche Premiere des Films war schon im
Sommer im Bremer Bürgerpark, aber das Wetter war da nicht nach Glamour.
Dass es diesen Film, mit dem sich das Theater zum 40. Geburtstag
gratuliert, überhaupt gibt, ist ein kleines Wunder. Als sich die Gruppe
gründete, erzählen die Gründungsmitglieder Chris Alexander und Rainer
Iwersen im Film, hätte sich niemand vorstellen können, dass es sie so lange
geben würde. Bis heute als selbstverwaltetes Kollektiv, was wohl das noch
größere Wunder ist. Schließlich sagt man basisdemokratischen Kollektiven
nach, dass sie gar nicht funktionieren können. Dass das auch mal mit
Gebrüll einhergeht, kommt im Film durchaus zur Sprache. Allerdings bleibt
die Vergangenheit in zweierlei Hinsicht ein bisschen unterbelichtet: Zum
einen gab Radio Bremen aus rechtlichen Gründen keine Bewegtbilder alter
Inszenierungen frei – und andere gibt es offenbar nicht. Zum anderen werden
die lange Jahre dauernden internen Auseinandersetzungen, die 2001 in der
Trennung der Company von ihren Gründungsmitgliedern Norbert Kentrup und
Dagmar Papula kulminierten, mit keinem Wort erwähnt.
Immerhin sorgt eine andere Altlast für Lacher: Einer der Schauspieler
berichtet, er habe beim Getränkekauf in der Theaterkneipe mitgeteilt
bekommen, die Kolleginnen und Kollegen hätten insgesamt einen Deckel von
6.000 Euro zusammengetrunken, der möge doch bitte bezahlt werden.
„Shakespeare 500“ mag eine Dokumentation sein, aber keine investigative
Recherche. Kein Wunder: Company-Vorstandsmitglied Renate Heitmann
konzipierte den Film mit Ulf Nawrot, der für das Theater die grafische
Gestaltung besorgt, und Regisseur Fabian Nolte.
Probenszenen, Gespräche mit dem Ensemble, Einblicke in Teamsitzungen – es
ist das Selbstporträt eines Theaters. Das Manko der fehlenden Bilddokumente
aus früheren Jahren wird mit zauberhaften Animationen aufgefangen, die an
die legendären Zwischenspiele [4][aus „Monty Python’s Flying Circu]s“
erinnern.
Derzeit befindet sich die Shakespeare Company mitten im Generationswechsel.
Ex-Vorstandsmitglied Lüchinger ist schon in Rente, Renate Heitmann, seine
langjährige Kollegin in der Geschäftsführung und umtriebige Netzwerkerin im
Bremer Kulturleben, folgt in der nächsten Spielzeit. Insofern ließe sich
„Shakespeare 500“ auch als Beschwörung der kreativen Potenz des Theaters
verstehen. Die Zeiten, als Theaterfans durch die Republik anreisten, sind
schon länger vorbei. In den 80ern war es eine Sensation, wie in Bremen
Shakespeare gespielt wurde, ohne „vierte Wand“, zotig und mit aktuellen
politischen Kommentaren gespickt. Mittlerweile gehört das zum
Standardrepertoire der Stadttheater. Neue Experimente sind gefragt. Dass
die Antworten noch gefunden werden müssen, klingt in „Shakespeare 500“
durchaus an. Aber ein bisschen Selbstfeier hat sich die Bremer Shakespeare
Company verdient. Andreas Schnell
2 Nov 2024
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## AUTOREN
Andreas Schnell
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