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# taz.de -- Gedankenspiel einer taz-Neugründung (3): Ute Scheub: Die Frau mein…
> Die Mitgründerin der taz, Ute Scheub, hält die taz zwar noch für die
> beste Zeitung Deutschlands. Heute würde sie aber eine taz mit
> konstruktiverem Journalismus gründen.
Bild: Ute Scheub gründete die taz mit
Aus der taz | „Die Frau meiner Träume“ nannte Fritz Teufel die taz vor
ihrer Gründung 1978. Auch für mich war sie das damals. Wenn wir sie heute
nochmals gründen würden, könnte sie wohl nicht anders existieren als
digital. Aber mit welchem Inhalt?
Ich halte die taz nach wie vor für die beste Zeitung in Deutschland. Und
dennoch macht ihr Konsum mich nicht satt. Natürlich muss über Krisen,
Kriege und Katastrophen berichtet werden. Aber es fehlt die andere Seite,
die ebenfalls existiert!
Gerade in Zeiten der Polykrise verspüre ich einen enormen Hunger nach
Schönheit. Nach Freude. Lachen. Hoffnung. Perspektiven. Nach Geschichten
des Gelingens und Geschichten der Solidarität. Damit würde ich viele Seiten
zu füllen versuchen – auch wenn die Recherchen zugegebenermaßen aufwendig
sind. Hier ich würde unsere kluge Leserschaft bitten, mit Hinweisen
mitzuhelfen.
## Worüber ich berichten würde
Ich würde zum Beispiel eine Reportage veröffentlichen über die todesmutigen
Friedensfrauen in Liberia, die zuerst mit einem Sexstreik und dann mit
einer Sitzblockade rund um ein Haus voller Warlords ein Ende des
14-jährigen Bürgerkriegs erzwangen. Zugegeben, das war schon 2003 – aber
damals hat keine einzige Zeitung darüber berichtet.
Ich würde die Geschichte erzählen von Rommel Arnado, einen Bürgermeister
auf der philippinischen Insel Mindanao, der mit seinem Programm „Arms to
Farms“ Frieden und Wohlstand schuf. Tausende von Rebellen gaben ihre Waffen
im Tausch gegen eine Ausbildung in Bioanbau ab. Dadurch sank dort die
Armutsrate binnen 9 Jahren von 80 auf 8 Prozent.
## „Eine Tageszeitung, die sich dem kritisch-konstruktiven Journalismus
verschrieben hat, wäre ein starkes Gegenmittel gegen Nachrichtenmüdigkeit“
Ich würde eine Serie von Videos über „Rewilding Europe“ organisieren, eine
NGO, die europaweit Gewässer und Landschaften renaturiert und dadurch das
ungeheure Potenzial der Natur aufzeigt, sich selbst zu heilen. Verloren
geglaubte Arten kehren in atemberaubendem Tempo zurück, Wasser und CO2 wird
gespeichert, Landschaften erblühen in ihrer ursprünglichen Schönheit. Allen
ist gedient: Klima, Menschen, anderen Lebewesen.
## Ein starkes Gegenmittel
Laut Reuters Digital News Report von 2024 versuchen heute 14 Prozent der
Befragten aktiv, Nachrichten zu vermeiden, 69 Prozent tun dies
gelegentlich. Kein Wunder angesichts der erdrückenden Flut von bad news.
Eine Tageszeitung, die sich dem kritisch-konstruktiven Journalismus
verschrieben hat, wäre aber ein starkes Gegenmittel gegen die wachsende
Nachrichtenmüdigkeit. Sie wäre die neue Frau meiner Träume. 🐾
17 Oct 2024
## AUTOREN
Ute Scheub
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