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# taz.de -- Janusköpfige Borussen
> Die Schwankungsbreite ist bei den Dortmundern ziemlich groß: In der
> Champions League feiern sie einen Kantersieg, gegen Union Berlin
> verlieren sie. Die Schwarz-Gelben scheinen sich im Mahlwerk der vielen
> Wettbewerbe zu zerreiben
Bild: Streckverband: Dortmunds Sebastien Haller versucht, den Ball vor Unions T…
Aus Berlin Fridolin Haagen
Dem höchsten Dortmunder Champions-League-Sieg aller Zeiten folgte am
Samstag eine verdiente Niederlage bei Union Berlin. Nach dem 7:1 gegen den
schottischen Meister Celtic Glasgow nun eine ernüchternde 1:2- Niederlage.
Die Köpenicker zogen in der Tabelle jetzt sogar vorbei. Dass der BVB nicht
auf drei Hochzeiten tanzen kann, war schon unter Jürgen Klopp so. Aber wo
bleibt die spielerische Entwicklung, wo die Sichtbarkeit des angepriesenen
Prozesses?
Auf eine Frage bei der Pressekonferenz nach dem Spiel, wie weit die
Mannschaft vom Fußball entfernt sei, den Sahin spielen lassen möchte, wich
dieser aus: „Ärgert mich maßlos, dass wir hier so ’ne erste Halbzeit
spielen. Darüber können wir reden, aber über den Fußball, den ich sehen
möchte, das ist, glaube ich, nicht der richtige Zeitpunkt.“
Worüber stattdessen geredet wird, ist der Vergleich zum Vorgänger. War es
denn so gut, dass Edin Terzić gegangen wurde. Zweifellos war das geringe
Vertrauen im Verein und bei den Fans ausschlaggebend für seinen Abgang. Die
fehlende Konstanz im letzten Jahr jedenfalls ist geblieben. Die Frage ist,
ob Sahin ebenfalls das Champions-League-Finale erreicht, den Bayern im
Meisterschaftsrennen auf Augenhöhe begegnet oder den DFB-Pokal holt.
Im heimischen Westfalenstadion fuhr die Borussia in der Liga ausschließlich
Siege mit einer 2-Tore-Differenz ein, zusätzlich der historische Sieg im
internationalen Geschäft. Auswärts wartet Dortmund seit einem halben Jahr
auf einen Sieg, auch gegen Phönix Lübeck (4:1 im DFB-Pokal) und gegen Club
Brügge (3:0 in der Champions League) war die Leistung trotz gutem Ergebnis
nicht gut.
Klar ist es im heimischen Stadion mit der gelben Wand schöner als irgendwo
sonst, doch der Knackpunkt liegt woanders. Die englischen Wochen werden dem
BVB zum Verhängnis. Beide Niederlagen in dieser Saison erfolgten nach einem
Europapokal-Spiel unter der Woche. Das ist keine Rechtfertigung fürs Spiel
gegen Union und schon gar nicht für die 1:5-Klatsche in Stuttgart, da die
ja auch in der Königsklasse gefordert sind. Es ist aber ein Muster deutlich
erkennbar. Keiner erwartet in jedem Wettbewerb 7:1-Siege am Fließband, aber
selbstverständlich trägt der Trainer eine Mitverantwortung für die
Diskrepanz von Liga- und Pokalspielen. Denn Sahin hat jetzt gegen Union
auffällig wenig rotiert, einzig Neuzugang Beier rückte für den verletzten
Adeyemi in die Startelf. Diese hat nicht nur einen fabelhaften Saisonstart
erwischt, sondern jetzt auch noch einen Gala-Auftritt der Extraklasse gegen
Celtic Glasgow. Drei Tore konnte der Flügelflitzer in der ersten Halbzeit
für sich verzeichnen, in der zweiten Hälfte musste er nach wenigen Minuten
verletzt runter, Diagnose: Muskelfaserriss.
Auch in der Innenverteidigung wurde nicht getauscht, und das obwohl sich
Niklas Süle in stark verbesserter Form nach der Sommerpause präsentiert
hatte. Auf den beiden Außenverteidiger-Positionen bot sich auch eine
Möglichkeit, Bensebaini im Ligaspiel starten zu lassen, damit Ryerson auf
seiner angedachten rechte Seite spielen kann. Doch der Ex-Unioner zeigte
auch auf links eine kämpferische Leistung und brachte den BVB mit seinem
Anschlusstreffer nochmal heran. Ein Spieler, der wie der ganze Verein in
dieser Saison mit zwei Gesichtern auftritt, ist Jamie Gittens. Mit seinen
Doppelpacks im Eröffnungsspiel gegen Frankfurt und beim
Champions-League-Auftakt in Brügge sorgte er fast im Alleingang für jeweils
drei Punkte. Erwähnenswert, dass er dies zweimal als Joker tat. Doch von
Beginn an konnte er auch in dieser Spielzeit nicht im selben Maße
überzeugen. Das mag daran liegen, dass er leichteres Spiel hat, wenn die
Gegner bereits eine Stunde harte Arbeit in den Knochen haben.
Für genau diesen Fall hat Sahin mit Duranville, der wie Reyna auch noch ein
wenig ausfällt, und Malen weitere Asse im Ärmel. Torwart Kobel befand nach
dem letzten Rückschlag: „Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht“, und
damit liegt er richtig, es ist beim BVB nicht alles schlecht, es ist nicht
alles großartig. Die Annahme, Dortmund drohe grundsätzlich in
Bundesliga-Mittelmaß abzurutschen, ist maßlos übertrieben.
Die nächsten Wochen werden für das Team von Sahin definitiv wegweisend.
Nach der Länderspielpause gastiert Aufsteiger St. Pauli, hier sind 3 Punkte
eingeplant, auch wenn das nicht so leicht werden dürfte.
7 Oct 2024
## AUTOREN
Fridolin Haagen
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