# taz.de -- taz🐾lage: Der Neue | |
Ständig ist man irgendwo der Neue. Es beginnt schon mit der eigenen Geburt: | |
Monate, ach was, Jahre gehen drauf, um die anderen in der Familie | |
kennenzulernen. Wer war noch mal Mama, wer Papa? Ist das Opa oder ein | |
anderer sehr alter Mann? Wann gibt es hier was zu essen und wo? | |
Das geht immer so weiter: im Kindergarten, in der Schule, im Sportverein. | |
Überall, wo man hinkommt, sind schon welche da. Und die, die schon da sind, | |
kennen die Regeln, die Geschichten von früher und wissen, wo die Toiletten | |
sind. | |
Seit Mai bin ich neu bei der taz. [1][Gemeinsam mit Luise Strothmann leite | |
ich die wochentaz.] Luise beispielsweise ist schon sehr lange bei der | |
[2][taz] und kennt jeden, der in der Kantine schon mal einen Löffel fallen | |
gelassen hat. Dabei ist sie noch jünger als ich. Aber das ist auch nicht so | |
schwer, ich bin schließlich schon 49 Jahre alt. Als 49-Jähriger muss man | |
sich in der Regel sehr anstrengen, um noch einmal irgendwo „der Neue“ zu | |
sein, meistens lebt man ja doch in längst etablierten Verhältnissen. | |
Jetzt muss ich mich also bei der taz, meinem neuen Arbeitsplatz, | |
etablieren, aber die Kolleginnen und Kollegen machen es mir leicht. Sie | |
geben sich große Mühe, mich nicht spüren zu lassen, dass ich ihnen hin und | |
wieder ganz furchtbar auf die Nerven gehe, weil ich Abläufe nicht kenne | |
oder ganz anders handeln würde oder immer noch nicht verstehe, was ein TC, | |
ein PC oder ein NC ist. | |
Mittlerweile finde ich selbstständig den Weg zur Kantine. Ich habe auch | |
keine Angst mehr, etwas kaputtzumachen, wenn ich mit dem Redaktionssystem | |
arbeite. Und irgendwann, vielleicht schon bald, werde ich nicht mehr der | |
Neue sein, sondern einfach nur irgendein Typ, der bei der taz arbeitet. | |
Seit Kurzem. Matthias Kalle | |
27 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Matthias Kalle | |
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